Der Lobbyist der Woche
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„Graf Ali“ und die Millionenexpertise

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Mit Gefängniszellen hat er mehrfach Bekanntschaft gemacht, vor Gericht und Untersuchungsausschüssen ist er quasi Dauer­gast. Alfons Mens­dorff-­Pouilly (Foto) – für seine Freunde „Graf Ali“ – gibt sich immer jovial und voll Selbstvertrauen. Als er zuletzt im Dezember den Verhandlungssaal des Wiener Straflandesgerichts verließ, wirkte er erstmals verzweifelt. Drei Jahre Haft für Beihilfe zur Untreue lautete das Urteil, das noch nicht rechtskräftig ist, weil dagegen Berufung eingelegt wurde.

Es war eine vergleichsweise kleine Affäre, über die der blaublütige Waffenlobbyist stolperte. Nämlich seine undurchsichtige Rolle bei der Vergabe eines Funknetzauftrags für die österreichischen Blaulicht­organisa­tio­nen im Jahr 2003. Dem ursprünglich beauftragten Konsortium war der Zuschlag entzogen worden. Zum Zug kam dann das sogenannte Tetron-­Kon­sortium, dem auch die Telekom Austria angehörte. „Graf Ali“ bekam von der Telekom ein Honorar von 1,1 Millionen Euro für „Expertisen zur Telekom-Expansion in Osteuropa“. Da weder die Telekom noch der „Graf“ den geringsten Nachweis einer Beratertätigkeit nachweisen konnten, ging das Gericht davon aus, dass Schmiergelder gezahlt wurden.

Der umtriebige 62-Jährige hatte seine beste Zeit während der ÖVP-FPÖ-Regierung von 2000 bis 2006. Einige seiner Freunde saßen im Kabinett. Hohe Funktionäre wurden regelmäßig zu Treibjagden auf das burgenländische Gut Luising eingeladen. Mit besonderen Gästen flog der Graf auf sein schottisches Jagdschloss Dalnaglar Castle, wo man nach Hirschen pirschte. Graf Ali durfte bei allen größeren Beschaffungen der Republik mitnaschen: seien es die Eurofighter, die kaum eingesetzt werden weil ihr Betrieb zu teuer ist, oder eben die Mobilfunklizenz. Ralf Leonhard