Brandenburger Landtag: Stasi in Fraktionsstärke

Die sieben bis acht Stasi-Fälle der Landtagsfraktion der Brandenburger Linken:

Kerstin Kaiser: Die heute 49-jährige Fraktionsvorsitzende spionierte während ihres Studiums als inoffizielle Mitarbeiterin des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) ihre Kommilitoninnen aus. Diese Tätigkeit gab sie 1994 im Zuge ihrer Kandidatur für den Bundestag bekannt. Entsprechenden Forderung aus ihrer Partei nachkommend trat sie ihr Mandat nicht an.

Hans-Jürgen Scharfenberg: Der 55-jährige Innenpolitiker arbeitete zwischen 1980 und 1985 als IM und berichtete der Stasi über Kollegen, Vorgesetzte und Nachbarn. Dies machte er 1995 bekannt, als er Fraktionsvorsitzender in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung wurde.

Axel Henschke: Der 57-jährige Wohnungspolitiker arbeitete von 1971 bis 1973 als hauptamtlicher Wachsoldat der Stasi und war später als IM tätig. Diese Tätigkeit machte er zu Beginn seiner politischen Karriere in den Neunzigerjahren bekannt.

Gerlinde Stobrawa: Die heute 60-Jährige wurde als SED-Funktionärin vom MfS unter dem Decknamen IM „Marisa“ geführt. Eine Verpflichtungserklärung liegt nicht vor. Nachdem ihre Kontakte zur Stasi in der vorigen Woche bekannt wurden, trat sie als Vizepräsidentin des Landtags zurück. Ihr Amt als Bürgermeisterin von Bad Saarow und ihr Mandat im Landtag, dem sie seit 1990 angehört, aufzugeben, lehnt sie allerdings ab. Sie habe niemals einen Bericht verfasst, sondern als Mitarbeiterin im Rat des Bezirks Frankfurt (Oder) nur „Fragen des MfS“ im „dienstlichen Sinne“ beantwortet.

Gerd-Rüdiger Hoffmann: Der 57-jährige kulturpolitische Sprecher war laut Medienberichten seit 1970 IM und soll Mitschüler und Lehrer ausspioniert haben. Nach eigenem Bekunden kann er sich nicht daran erinnern, eine Verpflichtungserklärung unterschrieben zu haben. Sein Amt als Kreisvorsitzender in Oberspreewald-Lausitz legte er vorige Woche nieder. Die Forderung seiner Fraktion, sein Landtagsmandat niederzulegen, hat er bisher abgelehnt.

Renate Adolph: Nach entsprechenden Medienberichten räumte die heute 55-jährige Abgeordnete ein, als junge Frau mit der für Auslandsspionage zuständigen Hauptverwaltung Aufklärung der Stasi zusammengearbeitet zu haben. Sie bedauerte, nicht die Kraft gehabt zu haben, ihre Partei darüber in Kenntnis zu setzen, und legte ihr Landtagsmandat nieder.

Michael Egidius Luthardt: Am Donnerstag wurde bekannt, dass der 52-jährige Abgeordnete von 1977 bis 1980 im Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ gedient hat. Die Linke sieht darin keinen weiteren Stasi-Fall. (dzy)