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Wachstum, adieu?

taz.de-AnalyseImmer mehr Menschen lesen die taz online, doch das UserInnenverhalten ändert sich

Von Daniél Kretschmar

Nähert sich die Webseite der taz dem Punkt des maximal möglichen Marktanteils? Knapp 64 Millionen Visits zählte der unabhängige Dienstleister ivw 2015 auf taz.de. Das sind zwar 3,6 Prozent mehr als 2014, aber deutlich weniger als jene 9 Prozent Zuwachs im Vergleichszeitraum 2013.

Die Zahl der von einem weiteren unabhängigen Dienst, der AGOF, gemessenen Unique Users, die seit zwei Jahren im Durchschnitt nicht über 1,3 Millionen Zugriffe monatlich hinauskommt, spricht ebenfalls für unsere These der Marktsättigung. Der einzige deutliche Ausreißer 2015 war gleich der Januar, als taz.de mit fast 2 Millionen Unique Usern ein ähnliches Plus verzeichnete, wie alle Onlinemedien, die über die Anschlagserie von Paris berichteten. Gleichzeitig beobachten wir jedoch einen stetigen leichten Rückgang bei der Zahl der Seiten, die unsere User bei ihren Visits anschauen. Das hat neben anderen Faktoren mit dem insgesamt sich ändernden Leseverhalten zu tun. Schließlich ist der Anteil der Besuche über Face­book in 24 Monaten von etwa 8 Prozent auf gut 12 gestiegen. Darunter sind viele LeserInnen, die sich tatsächlich nur den einen empfohlenen Beitrag anschauen und sonst nicht weiter auf taz.de lesen.

Was können wir tun? Sollten wir auf eine höhere Reichweite und mehr Marktanteil hinarbeiten oder das taz-Spezifische besser herausstellen, um die Leseerwartungen der bereits gewonnenen LeserInnen zu erfüllen – wie es etwa jüngst Stefan Plöchinger, Onlinechef der Süddeutschen Zeitung, in einer Sitekritik anmahnte? Ja und ja: Einerseits versuchen wir behutsam unseren Social-Media-Anteil zu erhöhen und mit einer für 2016 geplanten Erneuerung der Mobilversion von taz.de mehr Menschen zu erreichen. Andererseits arbeiten wir daran, Produktionsrhythmen besser an die Erfordernisse digitaler Publizistik anzupassen, damit wir zu möglichst jeder Zeit auch online den taz-Blick auf die Welt präsentieren können.

Daniél Kretschmar ist Ressortleiter von taz.de