LeserInnenbriefe
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Ein katastrophales Verhalten

betr.: „Atomkraft wieder brandaktuell“, taz vom 21. 12. 15

Das Anfahren der Atomruinen in Belgien ist katastrophal und ich habe die Befürchtung, dass katastrophales Verhalten auch zu einer Katastrophe führen kann. Es ist sicher ein Fehler, sich in westeuropäischer Sicherheit zu wiegen und zu glauben, dass sich Katastrophen nur andernorts ereignen. Auch in Fukushima hat niemand an den Super-GAU gedacht, obwohl das Kraftwerk deutlich sicherer war als das belgische. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass sich verantwortliche deutsche Politiker hinter der energiepolitischen Fassade verstecken, die eine Intervention Deutschlands offenbar unmöglich erscheinen lässt. Hier handelt es sich doch nicht um eine Frage der Energiepolitik, sondern um die nationale Sicherheit Deutschlands. BEATE PETERS, Dorsten

Zu spät für das böse Buch

betr.: „Ist dieses Buch noch gefährlich?“, taz vom 29. 12. 15

Das böse Buch tut zwar weh beim Lesen, aber gefährden kann es niemanden mehr. Dafür ist es zu spät. Seine Funktion haben längst Pegida, die besorgten Patrioten und der smarte, braungebrannte Herr Höcke übernommen. Fern Mehring,Dortmund

Nie wieder Rechtsradikale!

betr.: „Ist dieses Buch noch gefährlich?“, taz vom 29. 12. 15

Im Jahr 1940 war ich Arbeitsmann im Reichsarbeitsdienst an der Knock in Ostfriesland. Vom Oberstfeldmeister erhielten ein Kamerad und ich den Auftrag, in Oldenburg Bücher als Weihnachtsgabe für die Kameraden der Abteilung einzukaufen, vor allem Hitlers „Mein Kampf“. In einer Buchhandlung erwarben wir etwa fünfzig Exemplare des Hitlerwerks. Hier muss ich eine Richtigstellung zu Ihrem Artikel anbringen: Das Buch war nicht in der Regel zu teuer zu erstehen, da es doch „unters Volk gebracht“ werden sollte. Es bestand auch damals die Preisbindung des Buchhandels und das Buch kostete als „Volksausgabe“ im Doppelband in Leinen gebunden 7,20 Reichsmark, die kartonierte Ausgabe in zwei Bänden nur 5,70 Reichsmark, die Geschenk- und Jubiläumsausgabe zwischen 16 und 32 Reichsmark.

Ich kann nicht glauben, dass zu der Zeit, als das Buch im Handel war, von einem erheblichen Teil der Käufer oder Beschenkten auch wirklich gelesen wurde, wenn auch wissenschaftliche Erhebungen dagegen sprechen. Wahrscheinlich hat die überwiegende Mehrzahl der Erwerber, vor allem auch als Beschenkte von den vielen nazistischen Organisationen, nach Erhalt des Buches dieses kurz durchgeblättert und dann beiseite gelegt, wie auch ich. Bekannt wurde, dass das Buch nach Erscheinen des ersten Bandes 1926 und des zweiten 1927 vor allem von Sozialisten und Kommunisten gelesen wurde. Sie propagierten dann auch zu Recht vor den bis 1932 demokratischen Wahlen: „Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!“ So war es dann auch gekommen. Die bürgerlichen Politiker und Wähler hielten es für unter ihrer Würde, sich mit dem Buch, das man ja auch nur mit Widerwillen lesen kann, überhaupt zu befassen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein mit Vernunft begabter Mensch nach der Lektüre dieses Machwerks anders denken kann als: „Nie wieder Rechtsradikale!“ Hans Heinrich Hanemann, Stuhr

Keine private Angelegenheit

betr.: „Erzieherin und Pornostar: Kein Squirten mit der Kirche“, taz vom 22. 12. 15

Zusammenfassend ist der letzte Satz die Grundaussage des Artikels: „Hätte ich bei Lidl gearbeitet, hätte ich recht bekommen.“

Die Dame hat vor 16 Jahren einen Dienstvertrag unterschrieben, in dem steht, dass „im Hinblick auf ihr Dienstverhältnis und ihre Tätigkeit auch ihr außerdienstliches Verhalten nicht im Widerspruch zu den Bestimmungen der Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverhältnisse stehen darf“. Wenn die Mitarbeiterin Leistungen gegen Entgelt erbringt (in dem Fall Filme gegen Bezahlung verleiht), ist dies eine nebengewerbliche Tätigkeit und keine „private Angelegenheit“.

Der Ausschlag ist das, „Verkaufen und Öffentlichmachen“. Dadurch kommt sie mit ihrem „Hauptberuf“, dem „Erziehungsdienst“, wo sie Menschen mit einem besonderen Hilfebedarf Assistenz leistet und dadurch auch ein sichtbarer Teil ihres Arbeitgebers ist, in Konflikt und verstößt gegen ihren Dienstvertrag. Was das jetzt mit „Doppelmoral“, „Homosexualität“ und „wiederverheirateten Pfarrern“ zu tun hat, erschließt sich mir nicht. Holger Lauerer, Augsburg

Netanjahu folgt Putin

betr.: „Israel verschärft Kampf gegen Kritiker“, taz vom 29. 12. 15

Die israelische Regierung plant eine Kennzeichnungspflicht für Vertreter von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) bei öffentlichen Auftritten, wenn diese mehr als 50 Prozent ihres Budgets durch ausländische Sponsoren finanzieren. Die israelische Regierung macht damit Ähnliches nach, was Russlands Präsident Putin bereits eingeführt hat. Dort dürfen NGOs gar kein Geld von ausländischen Unterstützern annehmen. Netanjahu und sein Kabinett lassen keine Peinlichkeit aus, um die parlamentarische und außerparlamentarische Opposition zu behindern, zu desavouieren und sich selbst aus der Reihe der demokratischen Länder auszugrenzen. Jürgen Fiege,Bremen