LeserInnenbriefe
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Nehmt doch Brötchentüten

betr.: „Knallen muss auch mal“, taz vom 30. 12. 15

Tonnenweise trugen Menschen am Silvesterabend wieder durch die Böllerei Schadstoffe in die Luft und verspotteten damit alle Bemühungen, die Umwelt sauberer zu machen. Feinstaub, Schwermetalle und andere Schadstoffe, auf deren Begrenzung sonst geachtet wird, dürfen dann ohne Rücksicht in die Luft gejagt werden. Außerdem irritiert die lautstarke Knallerei Menschen, nicht nur durch Krieg traumatisierte Flüchtlinge, und Tiere. Die Knallerei ist also aus diesen und anderen Gründen absolut unvernünftig und gehört abgeschafft. Doch wo sind die Politiker, die diesem unsinnigen Treiben endlich ein Ende bereiten wollen? Wer das alte Jahr gerne mit Knallerei verabschieden und das neue damit begrüßen möchte, kann dann ja gerne zur aufgeblasenen Brötchentüte greifen. Joachim Fischer, Bremen

Unerkannte Brandstifter

betr.: „Es muss laut werden in Deutschland“, taz vom 30. 12. 15

In diesem Essay stellt Konrad Litschko die richtigen Fragen: Wie kann es sein, dass so viele Brandstifter unerkannt bleiben? Brüsten sie sich wirklich nirgends ihrer Taten? Wissen die Nachbarn wirklich so wenig? Rund zwei Drittel der Taten bleiben unaufgeklärt. Wie sieht dieses erschreckende Ergebnis bei „normalen“ Brandanschlägen aus? In wie viel Prozent der fremdenfeindlich motivierten Brandanschläge lag der Brandherd im Dach oder Obergeschoss? Ich wünsche mir von der taz, dass sie weiterhin an den Themen Flucht und Rechtsextremismus dranbleibt.

Annette Bänsch-Richter-Hansen,Wiesbaden

So ein Promi-Käse!

betr.: „Modern Family“, „Neuigkeiten aus dem Hort der Menschlichkeit“, taz vom 29. 12. und 30. 12. 15

Eine ganze Seite über die Kardashian-Jenners-Familiy!!! In meiner taz? Wen interessiert denn das? Mich jedenfalls nicht, Gender und Patchwork hin oder her. Auch auf diesem Gebiet gibt es wichtigere und interessantere Fälle als diesen Promi-Käse!

Und noch etwas: Warum gibt es zu dem haarsträubenden Göttinger Roma-Abschiebungsfall, von dem Hartmut El Kurdi schreibt, keinen Aufruf bei Change.org oder wie die Organisationen alle heißen, die mir dauernd E-Mails zum Unterzeichnen zuschicken? Das soll doch manchmal Wirkung zeigen.

Katrin Swoboda, Frankfurt am Main

Altersarmut bei taz-Lohn

betr.: „Die Rente armutsfest machen“, taz vom 30. 12. 15

Baff erstaunt war ich, dass DIW-Vorstand Gert G. Wagner im taz-Interview diejenigen, „die zu lange bei der taz zu Armutslöhnen gearbeitet haben“, für gefährdet hält, der Altersarmut anheimzufallen. Dazu drei Fragen: 1. Droht den taz-Leuten wirklich Altersarmut, wenn sie nicht beizeiten den Arbeitgeber wechseln?

2. Warum zahlt die taz ihren Beschäftigten immer noch keine Tarif-Gehälter? 3. Warum sorgen die vielen tausend taz-Genossinnen nicht dafür, dass „ihre“ Zeitung ihre Journalisten tarifgerecht bezahlt? Wilhelm Bartnik, Bremen

Totale Vereinfachung

betr.: „Quadratisch. Rissig. Gut“, taz vom 19. 12. 15

Es stimmt, Kasimir Malewitsch fing mit der gegenstandslosen Kunst an. Dann wird Selfira Tregulowa zitiert, dass die Revolution, die Malewitsch in der Kunst vollbracht hat, vergleichbar ist der Relativitätstheorie Einsteins in der Physik.

Eines haben die beiden gemeinsam, sie sind im selben Jahr 1915 entstanden und beide sind rein geometrisch. Einstein meinte: „Man hat den Eindruck, dass die moderne Physik auf Annahmen beruht, die irgendwie dem Lächeln einer Katze gleichen, die gar nicht da ist.“ Aber es war Man Ray, der den Unterschied zwischen Wissenschaft und Kunst erfasste: „Kunst hat mit Wissenschaft nichts zu tun. Kunst ist kein Experiment. Es gibt keinen Fortschritt in der Kunst, ebenso wenig wie es Fortschritt in der Sexualität gibt. Um es einfach zu sagen: Es gibt verschiedene Wege, sie auf die Beine zu stellen.“

Der wesentliche Unterschied zwischen Malewitsch und Einstein ist aber, dass sein Bild totale Vereinfachung ist, nur eine Farbe (schwarz) und nur eine einfachste Form (Quadrat) in zwei Dimensionen, während Einsteins allgemeine Relativität hochkomplex in vier Dimensionen ist, voll komplizierter Mathematik. Außerdem veraltet die Wissenschaft (Physik) und ihre Ideen werden permanent korrigiert oder mit der Zeit obsolet, während die Kunst zeitlos bleibt. IGOR FODOR, München

Intensiver nachdenken

betr.: „Die Gleichschaltung der Glotze“, taz vom 2./3. 1. 16

In dem Beitrag berichtet der Autor zu Recht kritisch über das neue polnische Rundfunkgesetz und seine Auswirkungen auf die Freiheit der Berichterstattung. In diesem Zusammenhang hoffe ich, dass in der taz etwas intensiver nachgedacht wird, bevor der deutsche „Rundfunkbetrag“ einmal mehr als „Zwangsgebühr“ gegeißelt wird. Ein freier öffentlich-rechtlicher Rundfunk braucht eine solide, unabhängige Finanzierung. CLAUS MISFELDT, Kiel