Es war keine Absicht!

Edmund Stoibers Briefe aus Berlin an seine in Bayern weilende Gemahlin Karin, genannt Muschi (II)

Verehrte Muschi!

Dass ich gestern nicht daheim vorbeigeschaut habe, ist nur dem übergroßen Termindruck in Richtung Deutschland geschuldet. Es stimmt schon, dass ich in München gewesen bin wegen der Medientage, aber danach habe ich sofort weitergemusst nach Berlin, und es war keine Absicht, und auch mit der Monika Hohlmeier hat es überhaupt nichts zu tun.

Ich habe die Umfrage von diesem Nachrichtensender schon gesehen, und es mag schon sein, dass das Ergebnis dort mit 70 Prozent so aussieht, dass ich lieber in München bleiben soll, aber auch wenn es dir lieber wäre, kann ich mich nicht danach richten, weil ich mein Ehrenwort gegeben habe, in Richtung Berlin uns dort wieder an die Tabellenspitze zu bringen. Ich kann mir auch denken, wie dieses Ergebnis gekommen ist, und ich möchte dich bitten, dort nicht mehr anzurufen. Das kostet jedes Mal 43 Cent pro Anruf.

Morgen am Abend kommt der Söder bei dir vorbei und holt eine Stahlkassette ab aus dem Keller. Es ist die, wo „Waigel“ draufsteht, pass auf, dass er nichts anderes mitgehen lässt oder anschaut. Bitte räum vor allem auch die Kassette, wo „Söder“ draufsteht derweil auf die Seite, dass er sie nicht sieht. Vielen Dank für den Zwetschgendatschi, ich habe ihm im Spitzengespräch servieren lassen, und er hat allen sehr gut geschmeckt, nur die Alte hat das Gesicht verzogen, weil sie niemals so einen guten Zwetschgendatschi hinbekommen würde wie du und ihr zweiter Mann ihr ja keinen macht. Sie hat jetzt noch eine Kommission gegründet, aber das wird ihr nichts helfen, weil ich auch wieder drinsitze. Leider wird das den Termindruck noch verstärken.

In diesem Sinne, herzlichst, Edmund

PS: Der Friseur, zu dem die hier alle gehen, ist vom anderen Ufer!