Nachts in ... München
: Im Pumpsmobil zur Mottoparty

Die Maske meiner Kunstfigur ist fast fertig, nur noch die Monsterwimpern fehlen. Ich pinsle den Kleber aufs Augenlid und schließe sie für einen Moment. Hier im Dragqueenland ist alles größer, bunter und schriller als in der tristen Gegenwart. Ganz nach dem Motto: Zu viel ist noch zu wenig.

Von irisierenden Prosecco-Blubberblasen angetrieben, fliege ich mit meinem überdimensionierten Pumpsmobil von einer Mottoparty zur nächsten. Ein ständiger Familienausflug ohne Ausgrenzung, Streit und Neid. Alle Drags und Freaks stehen plapperhaft, charmant und exzentrisch im Mittelpunkt und übertreffen sich in ihren gestylten Outfits. Sie trinken, tanzen und kichern – ohne einen Gedanken an weltliche Sorgen. Es durchströmt mich ein warmes, unbeschwertes Gefühl wie in Kinderzeiten an Weihnachten. Jetzt bin ich bereit. Schnell noch die Wimpern ankleben und hinaus in die Nacht, um meine gute Laune mit allen anderen inflationär zu teilen.

BOBabachtzehnuhr, 50, tritt als Dragqueen auf