Berlinmusik

Launige Versionen

Im 20. Jahr ihres Bestehens zählen die 17 Hippies 13 Musikerinnen und Musiker. Pünktlich zum Jubiläum scheint die Besetzung, die so viele Jahre dermaßen im Fluss war, dass der Bandname immer wie ein launiger Kommentar zum frühen Konzept der offenen Band wirkte, nun weitgehend stabil. Diese Unstetigkeit betraf nicht nur die Organisationsform des Berliner Kollektivs, sondern eben auch die Musik.

Das ist jetzt nachzuhören auf „Anatomy & Metamorphosis“, der Doppel-CD zum Jahrestag. Der erste Teil soll eine Best-of-Sammlung sein, aber da die 17 Hippies nie einen richtigen Hit hatten, sind die 20 Songs eher eine Rundreise durch die zwei Jahrzehnte ihres Schaffens. Aber nicht nur: Die Auswahl ist auch eine gute Einführung in die stilistische Bandbreite der Band, die Weltmusik, Americana, Balkan-Pop und Chanson miteinander versöhnte. Auf der zweiten CD, „Metamorphosis“, werden zum Teil dieselben Songs von befreundeten Bands aus aller Welt neu eingespielt, umgetextet, durch den Fleischwolf gedreht oder vollkommen verstümmelt.

Bayou Seco aus New Mexico, die australischen The Beez, Wladimir Kaminers Russendisko-Kollege und Rotfront-Frontmann Yuriy Gurzhy oder die aus Hongkong stammende Vivien Lee legen Versionen vor, die kaum mehr an die Vorlage erinnern. Schöne Dialektik: Weil die Originale der 17 Hippies bis zur Unkenntlichkeit verfremdet sind, werden ihre Einflüsse umso deutlicher. Was auffällt: Dass die 17 Hippies, schon lange bevor sich Berlins Image als Party-Welthauptstadt etabliert hatte, den Soundtrack zum Schmelztiegel lieferten, der durchschimmern ließ, dass Berlin zur Drehscheibe zwischen Ost und West werden wollte.

Das haben wir jetzt davon: dass jeder spanische Jugendliche glaubt, auf der Schlesischen Straße liege das Paradies. Und dass Bands wie Plateau Repas sich zwar noch in Frankreich gründen, aber dann nach Berlin ziehen, ihr Selbstbewusstsein im Gepäck. Die 17 Hippies bringen nach 20 Jahren ihr erstes Best-of-Album heraus, Plateau Repas nennen gleich ihr Debüt „Best Of“. Auf dem weist das Trio mit einer Mischung aus Stereo Total und Peaches nach, dass sie sich in der Berliner Popvergangenheit gut auskennen. Allzu zeitgemäß allerdings wirkt ihr bisweilen arg trashig klingender Electro-Pop leider nicht.

Thomas Winkler

17 Hippies: „Anatomy & Metamorphosis“ (Hipster/ Soulfood), 29.12. im Kesselhaus

Plateau Repas: „Best Of“ (Plateau Repas)