Deutsche Autos bei Spritverbrauch spitze

Die neuesten Modelle der deutsche Automobilkonzerne verbrauchen mehr Diesel und Benzin als mit der EU-Kommission abgemacht, sagt die Deutsche Umwelthilfe. Die Autobauer sehen sich dagegen „voll im Plan“

BERLIN taz ■ Die deutschen Autobauer werden die auf europäischer Ebene versprochene Verbrauchssenkung bei ihren Modellen nicht erreichen. Das meint zumindest die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die gestern in Berlin eine Untersuchung über den Spritverbrauch aktueller Modelle vorlegte. Das Ergebnis: Mit den Durchschnittswerten aller im kommenden Jahr angebotenen Modelle übertreffen VW, BMW und DaimlerChrysler den mit der EU-Kommission für 2008 vereinbarten Flottenverbrauch um 45 bis 70 Prozent.

Der liegt nämlich bei 140 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer, was etwa 5,8 Liter Benzin bzw. 5,1 Liter Diesel auf 100 Kilometern entspricht. Nach Angaben der DUH liegt VW zurzeit bei 202 Gramm, BMW bei 219 Gramm und DaimlerChrysler bei 237 Gramm. Außer dem Opel Corsa und dem Smart Fortwo verbrauchten alle Neufahrzeuge mit Benzinmotor mehr als die angestrebten 5,8 Liter auf 100 Kilometer. Von den Diesel-Pkw halten deutlich mehr den Grenzwert ein. Bis auf den A 160 von Mercedes sei aber bisher keines der Modelle mit einen Rußpartikelfilter ausgestattet.

Weil neue Modelle ohne grundlegende technische Änderungen in der Regel für fünf Jahre im Markt blieben und die meisten Modelle des Jahres 2006 relativ neu seien, sei eine spürbare Minderung des Verbrauchs bis 2008 nicht zu erwarten, erklärt die DUH. In Reichweite dieses Zieles liege nur der japanische Hersteller Daihatsu mit 147 Gramm C02. Mittlere Werte erreichten der französische PSA-Konzern, Opel und Renault (170 bis 179 Gramm).

Die deutsche Automobilindustrie kontert. Die deutsche Industrie habe sich nicht zur Erreichung des durchschnittlichen Emissionsniveaus von 140 Gramm pro Kilometer verpflichtet, erklärte der Branchenverband VDA. Vielmehr hätten sich alle europäischen Fahrzeughersteller kollektiv, also für den Durchschnitt aller ihrer neuen Pkw und aller europäischen Märkte, dieses Ziel für 2008 gesetzt. Im Jahr 2004 hätten die Unternehmen einen Wert von 161 Gramm erreicht und damit unter einem vereinbarten Zielkorridor von 165 bis 168 Gramm gelegen – „voll im Plan“.

DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch bestätigt, dass der Richtwert für die gesamte europäische Automobilindustrie gelte. „Doch die deutschen Hersteller spielen die mit Abstand wichtigste Rolle innerhalb der EU.“ Würden sie das Ziel nicht erreichen, sei es auch europaweit nur schwer möglich, die Selbstverpflichtung der Industrie einzuhalten. STEPHAN KOSCH