Der Problemberg ruft

TOUR DE SKI Der norwegische Langläufer Petter Northug prägt das Etappen-Rennen seit Jahren. Der ganz große Erfolg wird dem Olympiasieger aber wohl auch bei der 10. Jubiläums-Ausgabe versagt bleiben

Will mal ganz still sein: Ausnahmekönner Petter Northug  Foto: dpa

BERLIN taz/dpa | Petter Northug gibt sich keinen Illusionen hin. Auch bei der Jubiläums-Ausgabe der Tour de Ski wird der Langlauf-Ausnahmeathlet wohl nicht als Erster mit der norwegischen Flagge in der Hand über den Zielstrich auf der Alpe Cermis laufen. Ein Makel für „Mister Tour“, wie sich der 29-Jährige nennen darf. Denn seine persönliche Bilanz bei dem seit nunmehr zehn Jahren stattfindenden Mehr-Etappen-Rennen, das am Neujahrstag im schweizerischen Lenzerheide startet, ist beeindruckend.

Neun Tour-Teilnahmen, 67 Etappen, 13 Tageserfolge, 29 Podestplatzierungen – Northug drückt dem Jahreshöhepunkt von Beginn an seinen Stempel auf. Nur zweimal landete er nicht unter den besten drei der Gesamtwertung. Aber der Gesamtsieg fehlt.

„Ich habe viele starke Tour-de-Ski-Wettkämpfe abgeliefert, aber die Alpe Cermis ist für mich nicht geeignet, um dort zu triumphieren. Ich bin schon mehrfach als Gesamtführender in die letzte Etappe gegangen, doch ich war in diesem Monster-Anstieg nie in der Lage, die Position zu verteidigen“, sagte Northug.

Warum, weiß er genau. „Mein Problem ist mein Gewicht. Ich bin zu groß und zu schwer für diesen Anstieg. Ich sehe das so, dass nur besonders leichte Athleten dort gute Zeiten erreichen können“, erklärt der 13-malige Weltmeister.

Vom Format des Wettbewerbs ist er überzeugt. „Bei der Tour de Ski wird der kompletteste Langläufer gesucht. Wer den Gesamtsieg möchte, darf sich über die gesamte Zeit keine Blöße geben. Man muss auf allen Gebieten stark sein: im Sprint und auf den Distanzen, im klassischen wie im freien Stil“, fasst Northug die Faszination Tour de Ski zusammen.

Der Mann, der wie kein anderer im Feld der Weltklasseläufer polarisiert, der nach seinem Alkoholunfall mit anschließender Freiheitsstrafe vor anderthalb Jahren aber geläutert wirkt, will den Schlussanstieg trotz seiner persönlichen Probleme nicht missen. „Die Alpe Cermis steht für die Tour de Ski. Sie wurde zum Symbol der Tour, und es wäre falsch, sie aus dem Programm zu nehmen. Auch wenn es für mich persönlich dort sehr schwer ist. Dieser Wettkampf ist faszinierend, weil er sich von allen anderen Langlauf-Konkurrenzen abhebt“, erklärt Northug.

Und so wird es der zweimalige Olympiasieger von Vancouver 2010 auch bei der Jubiläumsausgabe wieder versuchen, dort bestmöglich zu bestehen. „Ich werde es immer wieder mit Händen und Füßen versuchen, um endlich dort einmal der Beste zu sein. Ich werde niemals aufgeben“, sagt er kämpferisch. Ein Minimalziel hat er für sich aber klar definiert. „Ich will auch bei der 10. Tour de Ski in der Gesamtwertung einen Podestplatz. Und ich möchte mindestens zwei Etappensiege holen.“

Beim Deutschen Skiverband, der mit einem 14-köpfigen Aufgebot vertreten sein wird, hat man wesentlich bescheidenere Ansprüche. „Das Ziel ist, ein bis zwei Damen unter die besten zehn der Gesamtwertung zu bringen und bei den Herren an den Top 15 zu schnuppern“, erklärt Andreas Schlütter, der sportliche Leiter der Langläufer.