Die Wahrheit: Merkel! Monster!! Mutationen!!!
Vorschau 2016: Der Wahrheit-Kalender durchs brandneue Jahr. Kein Skandal, kein Spektakel, keine Sensation wird ausgelassen.
Januar
Nach den spektakulären flüchtlingspolitischen Erfolgen im letzten Jahr gibt Angela Merkel für 2016 eine neue Einwanderungsdoktrin aus. Im Rahmen der Aktion „Goldener Käfig” sollen die EU-Außengrenzen noch stärker gesichert werden – zugleich aber auch das Image von der deutschen „Willkommenskultur“. Dazu wird das Mittelmeer zunächst großflächig vermint, die Grenzagentur Frontex nuklear bewaffnet und jeder Badestrand mit gentechnisch manipulierten menschenfressenden Riesenhummern bevölkert. Zum Ausgleich ernennt die Bundesregierung einen „Generalbundesflüchtling“. Dieser erhält eine mietfreie Einliegerwohnung im Kanzleramt, einen Ausbildungsplatz bei Lieferheld und darf bei wichtigen Anlässen in die Kameras winken. Nach einer spannenden Personaldiskussion macht schließlich Expräsident Christian Wulff das Rennen, der sich sowieso schon länger unausgelastet fühlt.
Februar
Einmal mehr zeigt Apple der Konkurrenz, wo der Hammer hängt: Mit dem iHat positioniert sich der Konzern aus dem kalifornischen Cappucino erneut in der Kategorie „Wearables“. Der Apple-Hut kostet knapp 1.000 Euro, kommt in den Farbtönen Silbergold, Robbenbabyhaut und Edelschwul daher und erkennt durch eine spezielle Sensorik automatisch, wenn es regnet. Die Fans sind zu Recht begeistert, stehen zum Teil noch lange nach dem Kauf in der Warteschlange. Kleiner Wermutstropfen: Der iHat ist mit klassischen Hutständern nicht kompatibel, passt nur auf ein Drittel aller Köpfe und muss nachts zum Aufladen zurück in die Filiale gebracht werden. Dafür lässt sich der Datenvertrag aber schon mit einer Hypothek mittlerer Größe finanzieren.
März
Steigende Sprengstoffpreise und die damit einhergehende nachlassende Terrorlust von Islamisten weltweit sorgt für schwache Umfragewerte bei der „Alternative für Deutschland”. Um einem Debakel bei den Landtagswahlen vorzubeugen, wollen die Rechtspopulisten die Rezepte etablierter Erfolgsparteien wie der Hamas kopieren – und für geglückte Anschläge mit glaubwürdig islamistischem Hintergrund den Hinterbliebenen eine großzügige Rente auszahlen. Eine Strategie, die nicht nur in Deutschlands Redaktionen einschlägt – sondern der AfD am Wahlsonntag zweistellige Ergebnisse beschert. In einer ersten Stellungnahme sprechen Schäuble und Merkel von „Dumpfbacken“, „Abschaum“ und „Inzestmonstern“ – und treten umgehend in erste Koalitionsgespräche mit der AfD ein.
April
Nach dem umstrittenen Kniefall Horst Seehofers am Grab Adolf Hitlers gibt es in der Unionsfraktion Uneinigkeit, ob sich der CSU-Chef damit zu weit rechts positioniert – der Vorfall wird schließlich achselzuckend mit Seehofers legendärem „Saubazitum“ beziehungsweise Untervögelung erklärt – zuvor hatte Seehofers Fünftfrau ihn mit seinen Siebtkindern verlassen. Währenddessen macht das Unternehmen RWE aus der Not eine Tugend – und präsentiert ein kommunales Energieversorgungskonzept, das von Wind und Sonne unabhängig bleibt, indem es aus brennenden Flüchtlingsheimen Strom und Wärme gewinnt.
Mai
Die Frühlingssensation ist perfekt: Helene Fischer ist schwanger – von Stefan Raab! Noch vor der Entbindung ist das Promi-Baby für zwei Bambis nominiert, seine mit Rhythmusgestampfe unterlegten Herztöne (“Badabumm, bamm, bamm!”) werden der Sommerhit 2016.
Juni
Noch immer benötigt die Türkei viel Geld aus der EU – vor allem, um den „Islamischen Staat“ schneller zu bekämpfen, als sie ihn gleichzeitig aufbauen kann; aber auch, um syrische Flüchtlinge stärker aus Europa fernzuhalten, als sie Fluchtursachen erzeugt. Die Regierung Merkel beschließt, den türkischen Präsidenten Erdoğan weiter mit Waffen, Drogen und Frauen zu versorgen, solange er noch regelmäßig Wahlen abhalten lässt. Gesagt, getan: Bei den eilends angesetzten Neuwahlen Ende Juni erreicht Erdoğansensationelle 109,4 Prozent, lässt aber sicherheitshalber bereits im Juli Neuwahlen ausrufen, um den Verdacht der Wahlfälschung im Keim zu ersticken (zusammen mit einem Sack voll Kätzchen).
Juli
Ganz Deutschland lacht über Harald Martenstein – allerdings nicht über seine Texte! Bei einer Kiezinspektion im Berliner Trendbezirk Wilmersdorf verirrt sich der spitzzüngige Zeit-Kolumnist versehentlich in einer veganen Transgender-Toilette. Umgehend verheddert sich der Studienratsliebling mit dem Fusselbart in der komplizierten Spülmechenik und wird in die Kanalisation gezogen, wo er tagelang blind und orientierungslos herumirrt. Zum Erstaunen der Hamburger Zeit-Redaktion gibt er seine Texte ohne Qualitätseinbußen termingerecht ab (“Ich habe nichts gegen Ratten. Einige meiner besten Freunde sind Ratten. Wer aber in diesem Land etwas Negatives über Ratten sagt, wird sofort von der WC-Polizei …“ et cetera, et cetera).
August
Ärger an der Ostfront: In schneller Folge annektiert Wladimir Putin Weißrussland, Polen, Ungarn, Resttschechien, Rumänien sowie all die anderen unbedeutenden Länder, die auf -ien enden. In der EU zeigt man sich überwiegend erleichtert: Die besagten Länder kämen ohnehin viel teurer, als man sich das anfangs ausgerechnet hatte. „Wenn der russische Präsident das Sorgerecht für diese Staaten übernimmt, kann er meinetwegen auch Zypern noch gratis obendraufhaben“, wird eine feixende Angela Merkel zitiert.
September
Teilchenforscher in aller Welt halten den Atem am: Im nahe Genf gelegenen Teilchenbeschleunigungszentrum CERN muss die Tonerkartusche ausgewechselt werden. Dabei können freie Higgs-Teilchen austreten und bei weiteren Experimenten einen unschönen Schmierfilm erzeugen. Die Operation gelingt, das Druckbild ist wieder klar.
Oktober
Krasser Herbst-Skandal. Das Baby von Helene Fischer ist in Wirklichkeit ein Flüchtling! Stefan Raab, gebürtig Stéphane M’Raabelu, ist in Wahrheit ein nigerianischer Elendstourist, der es von Anfang an auf die leichtgläubigen Deutschen und ihre prallvollen Geldbeutel abgesehen hatte. Raab muss seine kassenfinanzierten Keramikimplantate zurückgeben und das Land sofort verlassen; das Raab-Baby wird in einen sicheren Dritt-Uterus abgeschoben.
November
Trotz einer strafbewehrten Unterlassungserklärung durch den Bund deutscher Filmkritiker will Til Schweiger nicht von seinem liebsten Hobby lassen – und beginnt mit der Verfilmung einer sensationellen deutschen Erfolgsgeschichte: der Diddlmaus. Geschickt versteht es der Freiburger Sonderschul-Tarantino, mindestens vier seiner drei Kinder, seinen Skatkumpel Hein und seine Friseurin Silke mit Hauptrollen auszustatten. Die knallharte Geschichte einer ebenso armen wie knuffigen Landmaus, die trotz der grausamen Machenschaften eines geheimnisvollen Netzwerks von brutalen Kinderschändern schließlich zu einem gefeierten Schauspieler und Regisseur wird, rührt Millionen (Euro). Doch will sich Schweiger nicht auf seinen Vorschusslorbeeren ausruhen: Für 2017 steht eine Neuverfilmung von Leni Riefenstahls „Triumph des Willens“ an – „nur ohne dieses ganze intellektuelle Gequatsche“, so Til Schweiger gewohnt lakonisch.
Dezember
Wetterfrösche stehen Kopf: Trotz Klimawandel, Finanzkrise und Abzock-Wut kann Angela Merkel überraschend eine weiße Weihnacht durchs Parlament boxen. Pech im Unglück: Die Kanzlerin ist mittlerweile derart unbeliebt, dass die Kaltfront als „ungebremste Einwanderung in die Wettersysteme“ verstanden wird. Aus Protest zünden besorgte Bürger ein paar Schneewölkchen an; der resultierende, alles verschlingende Feuerregen geht als Merkels wegweisendste Strukturreform in die Geschichtsbücher ein.
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