Zweifel an Hochtiefs 198-Millionen-Forderung

ELBPHILHARMONIE Ex-Projektchef wirft dem Senat unsolide Berechnungen für neuen Vertrag vor

Scharf gegen Hamburgs Senat geschossen hat am Dienstagabend im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss Elbphilharmonie (PUA) Heribert Leutner, Chef der städtischen Realisierungsgesellschaft Rege, der am Montag eben diesen Posten quittiert hatte.

Begründet hatte er seine Kündigung mit seiner Weigerung, den Kurs des Senats weiter mitzutragen. Der bastelt derzeit an einer zweiten Neuauflage des Vertrags mit Baukonzern Hochtief und nimmt eine weitere Preissteigerung um 198 Millionen auf 575 Millionen Euro der öffentlichen Hand in Kauf. Diese 198 Millionen Euro seien „im Gegensatz zu Nachtrag 4 nicht solide hinterlegt“, sagte Leutner im PUA. Hamburgs Grüne witterten daraufhin eine „schlampige Prüfung“ der Hochtief-Forderungen durch den Senat.

Nachtrag 4 indessen, das eigentliche Thema des PUA, war Ende 2008 die erste, von Leutner verantwortete Vertrags-Neuauflage, die den öffentlichen Anteil von 114 auf 323 Millionen Euro steigen ließ. Zudem enthielt er eine „Einigungssumme“ von 30 Millionen Euro an Hochtief. Dieser inzwischen umstrittene Nachtrag 4 habe gut funktioniert, sagte Leutner. Das Papier habe die Position der Stadt „wesentlich verbessert“.

Dass der darin fixierte Preis und auch der Eröffnungstermin – der 30. 11. 2011 – längst überholt ist, erwähnte er nur am Rande. Er räumte aber ein, dass sich die Hoffnung, Hochtief werde daraufhin weniger Baubehinderungsanzeigen schreiben, nicht erfüllt habe. Nur wenige Tage nach Vertragsabschluss waren neue Anzeigen eingegangen.

Da sei er „enttäuscht gewesen“ und am Telefon „etwas emotionaler“ geworden, sagte Leutner. Hochtiefs Elbphilharmonie-Projektleiter Dirk Rehaag und Hamburgs Niederlassungs-Chef Thomas Möller hätten geantwortet, die Ursachen für dieses „Claim Management“ habe der Bauherr gesetzt. Wer bei Hochtief im Einzelnen für die „Verkantungen“ verantwortlich war, konnte Leutner nicht sagen.  PS