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Gut drauf: Will Cherry am Ball Foto: Bernd König/imago sportfotodienst

Spitzenteam oder Mittelmaß?

Basketball Mitten in der Spielsaison ist noch nicht abzusehen, wohin die Reise von Alba Berlin gehen wird? Ein erstes Reümee

Die Saison ist für Alba Berlin noch nicht einmal zur Hälfte rum, da haben Berlins Basketballer schon eine kleine emotionale Achterbahnfahrt hinter sich. Mit dem 91:73-Erfolg am Sonnabend daheim gegen Tübingen hofft man bei den Verantwortlichen nun langsam wieder in ruhigere Gefilde zu gelangen.

Der Grund für das Wechselbad: Im Sommer hatte Alba alle seine ausländischen Profis ziehen lassen müssen. Nach der furiosen Vorsaison mit dem erstmaligen Einzug in die Top16 der Euroleague – der Champions League der Basketballer – hatten Spieler wie Renfroe, Redding, McLean oder Banic auf großer Bühne auf sich aufmerksam gemacht. Gegen die finanzkräftigere Konkurrenz hatten die Berliner keine Chance. So gingen nicht nur Publikumslieblinge, sondern auch echte Leistungsträger.

Sieben Neue kamen und damit auch die Frage, kann Alba das Niveau der Vorsaison halten. Zunächst schien das so der Fall. Die ersten acht Ligaspiele wurden gewonnen. Höhepunkt war der klare Heimsieg gegen Bayern München Mitte November. Manager Marco Baldi warnte aber schon damals vor zu viel Euphorie und sprach von einem „fragilen Gebilde“. Und er sollte recht behalten. Mit der ersten Pleite brach dieses Gebilde zusammen. In der Liga und im Eurocup – entspricht der Europa League im Fußball – kassierten die Berliner gleich fünf Pleiten in Serie. Verunsicherung und Nervosität breiteten sich aus. Bei dem Team, was zuvor noch so brillierte, ging plötzlich nicht mehr viel. „Wir können in der Liga jeden Gegner schlagen, aber auch gegen jeden verlieren“, charakterisiert Trainer Sasa Obradovic sein Team.

Durch die Europameisterschaft stießen viele Spieler erst spät zum Kader. Eine richtige Vorbereitung war so nicht möglich. Als es gut lief, trug sie die Euphorie, aber als die ersten Niederlagen kamen, fiel das Kartenhaus zusammen. Alba ist auf dem Weg der Konsolidierung. Aber die Verunsicherung war auch gegen Tübingen immer noch spürbar. Man konnte sehen dass so mancher Profi in Situationen zögerte, in denen er unter anderen Umständen vielleicht sofort geworfen hätte.

Seit Wochen versucht sich Alba nun mühsam aus der kleinen Krise herauszukämpfen – Rückschläge inklusive. „Nur mit intensiver und harter Arbeit kommt man da wieder raus“, glaubt Baldi. Diese kleinen Automatismen, die aus einer Anzahl guter Basketballer ein Team machen funktionieren noch nicht immer. „Wir müssen unbedingt konstanter werden“, fordert deshalb auch Kapitän Alex King nach dem Arbeitssieg gegen Tübingen. Vergangene Saison war Alba noch für die harte und kompromisslose Verteidigung bekannt. In dieser Saison offenbart sie zu oft noch große Lücken. „Es braucht Zeit bis alle Neuen diese Philosophie verinnerlicht haben“, glaubt Baldi. Aber „niemand darf in der Liga intensiver spielen als wir“, ergänzt der Manager. In letzter Zeit hatten die Berliner Basketballer mitunter große Probleme diese Intensität von der ersten Spielminute an aufzubauen und durchzuhalten.

Mit Mühe wurde im Eurocup die nächste Runde erreicht, in der Liga steht man aber immerhin auf Platz drei. Gegen die davor platzierten Bamberg und Ludwigsburg war Alba in den direkten Vergleichen aber komplett chancenlos. Wohin die Reise der Berliner gehen wird, ist noch nicht abzusehen. Spitzenteam oder Mittelmaß? In den nächsten Wochen kommen schwere Gegner auf die Berliner zu. Nicolas Sowa