Flucht

Vor etwa drei Wochen hat Mazedonien die Grenze zu Griechenland dichtgemacht. Passieren dürfen nur noch Bürgerkriegsflüchtlinge

Stop and go

Ausweichen Sicherer, als das Mittelmeer. Doch auf der Balkanroute werden immer mehr Grenzen geschlossen

Klare Verschiebung vom zentralen zum östlichen Mittelmeer

IDOMENI taz | Viele Wege führen nach Deutschland. Über das Mittelmeer, das ägäische Meer oder auf dem Landweg. Als am sichersten gilt jedoch die sogenannte Balkanroute.

„Seit diesem Jahr gibt es eine klare Verschiebung bei der Fluchtroute vom zentralen zum osteuropäischen Teil des Mittelmeeres“, analysiert Adrían Heiermann von der Internationalen Organisation für Migration (IOM). Rund 740.000 Flüchtlinge haben seit Beginn des Jahres versucht, über die Türkei, Griechenland und Länder des ehemaligen Jugoslawiens wie Mazedonien, Serbien und Kroatien nach Zentraleuropa zu gelangen.

Zum Vergleich: Über die berüchtigte Mittelmeerroute und Italien sind mit 143.000 Menschen nur ein Viertel so viele eingereist. Selbst viele Marokkaner, für die der Weg über Italien deutlich kürzer wäre, wählen lieber den Umweg über das ägäische Meer. Auch in den Wintermonaten ist die Balkanroute stark frequentiert. Erhebungen der IOM haben für November 110.000 neue Flüchtlinge in Griechenland gezählt. Fast alle, die über die griechischen Inseln ins Land kommen, wollen weiter nach Mazedonien und Serbien Richtung Norden reisen.

Seit einigen Monaten versuchen deshalb die Balkanländer und die EU, den Weg über den Balkan zu erschweren. Einerseits sollen Migranten in Aufnahmezentren dazu bewegt werden, nicht weiterzureisen, andererseits will die EU zukünftige Flüchtende abschrecken.

Ungarn, Slowenien und zuletzt Mazedonien haben Grenzzäune errichtet, außerdem gilt seit Ende November auf dem gesamten Balkan faktisch die Regelung, nur noch Menschen aus Afghanistan, Irak und Syrien durchzulassen.

Die EU flankiert die Grenzschließungen mit finanziellen Anreizen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ersetzte dabei ihr „Wir schaffen das“ durch ein Vorgehen, mit dem eine „Steuerung und Begrenzung“ des Flüchtlingsstroms erreicht werden soll. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker kündigte an, dass die „Politik des Durchwinkens“ vorbei sei. Beim letzten Gipfel Ende November wurden außerdem der Türkei drei Milliarden Euro zugesagt, wenn sie die Geflüchteten an der Weiterreise nach Westeuropa hindert oder sie zurücknimmt, falls diese doch die Grenze passieren sollten.

Und tatsächlich: In den letzten zwei Wochen sind deutlich weniger Menschen in Kroatien, Slowenien oder Ungarn angekommen. In Griechenland steigt die Zahl der neu registrierten Flüchtenden dagegen immer weiter an. Volker Haaß