Verwirrspiel um Mehrzweckhalle

Investor Harry Harkimo verkaufte seine Anteile an der Hamburger Color-Line-Arena schon vor Monaten an finnische Landsleute. Sein Ausstieg wurde geheim gehalten. Fiktive Weiterveräußerungs-Angebote sorgen für wilde Spekulationen

von Marco Carini

Das Verwirrspiel war komplett. Ein Bericht der Tageszeitung Die Welt, nach dem der finnische Investor Harry Harkimo plane, die Hamburger Color-Line-Arena zu verkaufen, sei „totaler Blödsinn“, dementierte Hallen-Geschäftsführer Uwe Frommhold genüsslich. Dann holte er zum Paukenschlag aus. Harkimo könne die 16.000 Plätze umfassende Mehrzweckhalle gar nicht mehr verkaufen: Er sei nämlich bereits im vergangenen April – von der Öffentlichkeit völlig unbemerkt – aus dem Projekt ausgestiegen.

Damals seien die von Harkimo gehaltenen Anteile der „JHC-Arena-Holding“, der 94 Prozent der Color-Line-Arena gehören, an die finnische Rautakirja-Gruppe übergegangen. Sie sei seitdem Alleineigentümer der JHC und habe, so Frommhold, „definitiv kein Interesse am Verkauf der Color-Line-Arena“.

Die monatelange Geheimniskrämerei um den Ausstieg Harkimos mag Frommhold nicht umfassend aufklären. „Im Interesse Harkimos haben wir das nicht groß breitgetreten“, lautet seine knappe Antwort. Auch die Hamburger Wirtschaftsbehörde schwieg beharrlich.

„Uns war der Eigentümerwechsel bekannt“, bestätigt Behördensprecher Christian Saadhoff, „aber es ist nicht unsere Aufgabe, ihn zu veröffentlichen.“ Allerdings räumt Saadhoff ein, er selbst habe erst am gestrigen Donnerstag von dem Ausstieg Harkimos erfahren. Die zuständigen Mitarbeiter „hätten wohl nicht gedacht, dass der Verkauf der Geschäftsanteile so wichtig ist, dass sie mich informieren sollten“.

Für zusätzliche Verwirrung sorgt zudem, dass die in München ansässige Firma „Sports and Lifestyle Investment Banking Services (S&L)“ die Hamburger Halle in den vergangenen Tagen zum Verkauf anbot und damit auch die Welt auf eine falsche Spur lockte. Das Münchner Unternehmen bietet die Halle unter dem Titel „Project Ice Age“ für einen Kaufpreis von 83 Millionen Euro an. Eine Summe, die exakt den Baukosten der Arena entspricht.

S&L-Geschäftsführer Markus R. Süss bestätigte gestern gegenüber der taz, er habe „keinen Auftrag erhalten, die Arena zu verkaufen“. Bei der Offerte sei es lediglich darum gegangen, „den Marktwert des Objekts“ zu prüfen. Doch dieser Prüfauftrag kam, so versichert Uwe Frommhold, nicht von den neuen Eigentümern der Halle. Das bestätigt auch Süss. Wer ihm aber den Auftrag zu dem fiktiven Angebot erteilte, darüber schweigt sich der S&L-Chef unter Berufung auf das „Geschäftsgeheimnis“ aus. Spekulationen sind damit Tür und Tor geöffnet.

Bei dem Verkauf seiner Firmenbeteiligung im vergangenen April haben dem Vernehmen nach für Harkimo eher private als wirtschaftliche Gründe eine Rolle gespielt. Der 51-Jährige habe sich mehr ins Privatleben zurückziehen und deshalb sein wirtschaftliches Engagement im Ausland einschränken wollen, kolportieren die gewöhnlich gut unterrichteten Kreise. Denn der Betrieb der Halle, in dem die Eishockey-Profis der „Hamburg Freezers“ und die HSV-Handballer ihre Heimspielstätte gefunden haben, spielte in den ersten beiden Betriebsjahren überschaubare Verluste von insgesamt sechs Millionen Euro ein. Für das laufende Geschäftsjahr wird erstmals mit einem ausgeglichenen Ergebnis gerechnet.

„Die Rautakirja-Gruppe ist sehr zufrieden mit dieser Entwicklung“, frohlockt Hallen-Geschäftsführer Uwe Frommhold. Alles andere sei „nur ein Gerücht“.