Polizist schießt auf Verdächtigen

PROZESS Ein Beamter verletzt einen Flüchtenden, Staatsanwaltschaft glaubt an versuchten Totschlag

Weil er einen Verdächtigen mit einem Schuss schwer verletzt haben soll, muss sich ein Polizist aus Rotenburg seit Mittwoch vor dem Landgericht Verden verantworten.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 40-Jährigen versuchten Totschlag vor. Der Angeklagte hatte gemeinsam mit einem Kollegen im Januar vergangenen Jahres ein Firmengelände in Scheeßel beobachtet, von dem wiederholt Diesel gestohlen worden war. Den Polizisten fielen zwei Verdächtige auf. Als sich die Ermittler zu erkennen gaben, flüchteten die Männer. Bei der Verfolgung habe der Angeklagte einem der Verdächtigen aus kurzer Entfernung in die Brust geschossen.

Laut Anklageschrift war einer der beiden Flüchtenden beim Überklettern eines Zauns im Stacheldraht hängen geblieben. Als die Beamten versuchten, ihn herunterzuholen, sei der zweite Mann zurückgekommen und habe mit Pfefferspray auf den Kollegen des Angeklagten gesprüht. Der soll „Pfeffer, Pfeffer“ gerufen haben. Der Angeklagte habe aber „Messer, Messer“ verstanden, und geschossen.

Der 40-Jährige beruft sich auf eine Nothilfesituation. Er habe nicht anders reagieren können, weil er von einem Messerangriff ausgegangen sei. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Schützen vor, seine Waffe ohne vorherige Warnung aus einer Entfernung von knapp einem Meter abgefeuert und auf den Brustkorb des Verdächtigen gezielt zu haben. Anschließend soll sich der Angeklagte nicht um den verletzten Mann gekümmert haben. Die Anklagebehörde geht daher davon aus, dass der Polizist den Tod des Verletzten zumindest billigend in Kauf nahm. Für den Prozess sind weitere zehn Verhandlungstage angesetzt.  (dpa)