LeserInnenbriefe
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Wenn man nur die Hälfte darstellt

betr.: „Der rote Faden der Kränkung“, taz vom 2. 12. 15

Was Mathias Greffrath da beschreibt, ist alles gut und historisch richtig. Leider verfälscht man aber auch das Bild, wenn man immer nur die Hälfte darstellt.

Kein Wort darüber, dass lange vor den Kreuzzügen islamische Krieger ganz Spanien erobert hatten, Rom zeitweise, Süditalien teilweise, dass der Balkan lange Zeit von islamischen Kriegern beherrscht wurde, dass jahrhundertelang jeder Schiffsreisende im Mittelmeer gewärtig sein musste, von islamischen Korsaren gefangengenommen und in die Sklaverei geschickt zu werden. Die Mutter eines der letzten Sultane war eine Verwandte von Josefine Bonaparte, die von islamischen Korsaren, die damals noch Schiffe kaperten, über Tunis an den Hof des Sultans verkauft wurde. Sie hatte sozusagen „Glück im Unglück“, konnte Karriere machen, sie war eine Ausnahme. Keiner weiß genau, wie viele weiße, europäische Sklaven in islamischen Gesellschaften es in dieser Zeit gegeben hat, natürlich musste auch an den Küsten Italiens und Spaniens immer mit Überfällen gerechnet werden, weshalb die Leute sich oft in die Berge zurückzogen.

Verschwiegen wird auch meistens, dass die Menschen aus Afrika, die als Sklaven nach Amerika verschleppt wurden, von arabischen Sklavenhändlern zu den Schiffen aus Amerika gebracht wurden. Und ganz Europa musste lange Zeit gegen die türkischen Eroberungszüge kämpfen und hat es „gerade so“ geschafft.

Leider kümmern wir uns viel zu wenig um Geschichte – ist ja so „uncool“ und viel zu lange her. Außerdem denke ich, dass Gesellschaften, in denen die Hälfe der Bevölkerung, die Frauen, auf geradezu absurde Art und Weise diskriminiert werden, keine Demokratie entwickeln können. Das extreme Patriarchat steht dem im Wege. Auch muslimische Gesellschaften sollten sich vielleicht mehr mit den Problemen und Widersprüchen in ihren eigenen Gesellschaften befassen und nicht, wie es leider passiert, Muslime, die das tun, mit Morddrohungen überziehen.

Die gegenseitigen Schuldzuweisungen führen nicht weiter.

ELVIRA BÜCHNER, Freiburg

Willkommen in der Wirklichkeit

betr.: „Worum es in Syrien geht“, taz vom 2. 12. 15

wer in einem geschlossenen wahnsystem argumentiert, scheint recht zu haben, sofern die argumente in sich schlüssig sind. unter der überschrift „krieg bringt frieden“ wäre somit alles bestens. erinnert man die realität, zum beispiel algerien, korea, vietnam, afghanistan, irak, libyen usw.: fehlanzeige! willkommen in der wirklichkeit! JOACHIM TAPPER, Varel

Von der Realität eingeholt

betr.: „Washington grüßt Paris“, taz vom 3. 12. 15

Beim Lesen der heutigen Überschrift „Republikaner-Mehrheit …leugnet den Klimawandel“ dachte ich zunächst: Typisch taz, die machen mal wieder auf Satire. Beim weiteren Lesen ist mir dann wieder bewusst geworden, dass das, was ich früher als Satire wahrgenommenen habe, ja schon längst durch die Realität ersetzt wurde. HEINZ-PETER LEMM, Hamburg