Die neue Druckerei der taz.berlin: Der Beginn einer anderen Zeitrechnung
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Zeitung und Druckerei, das ging eigentlich immer zusammen; beide bildeten eine Einheit, weswegen die meisten Zeitungen auch eigene Druckereien besaßen und damit sehr lange sehr viel Geld verdienten.

Inzwischen klingt Druckerei dermaßen nach Old Economy, dass man schon beim Aussprechen das Gefühl von Druckerschwärze an den Händen hat. Und die Zeitungen? Die sind immer weniger an Papier gebunden. Sie wollen – und viele werden – digital überleben, im Internet, auf dem Handy, losgelöst vom Papier.

Die taz hat nie eine Druckerei besessen, sie ist auf andere angewiesen. Das ist einer der Gründe, warum es in Berlin nie eine Spätausgabe der Zeitung gab mit Redaktionsschluss irgendwann gegen Mitternacht, wie es sich einige Konkurrenten leisten.

Die Berlin-Ausgabe der taz, die fast in ganz Ostdeutschland erscheint, wurde mehr als 25 Jahre in Berlin bei Henke gedruckt. Henke und die taz – das ging immer zusammen. Jetzt aber ist damit Schluss.

Die neue Druckerei, die den analogen Berlin-Teil der taz ab 1. Januar kommenden Jahres produzieren wird, liegt in Wittenburg bei Schwerin, gut zwei Stunden Autobahnfahrt von Berlin entfernt. Sie ist der Stadt dennoch auf eine ungewöhnliche Art verbunden, denn sie druckt im sogenannten Berliner Format, in dem die taz von jeher erscheint. Es ist kleiner und handlicher als das fast aller Konkurrenten. Absurderweise gibt es in der ganzen Stadt und auch im näheren Umland keine Druckerei mehr, die dieses nach Berlin benannte Format in der erforderlichen Qualität und damit die taz herstellen kann.

Für uns, die Berlin-Redaktion der taz, bedeutet das den Beginn einer neuen Zeitrechnung ab 2016: Der Redaktionsschluss für fast alle Seiten ist künftig noch etwas früher. Nicht wenige KollegInnen meinen, das sei nicht unbedingt ein Nachteil, denn Aktualität sei nie eine Stärke dieser Zeitung gewesen – Hintergründe, Analysen, Meinung, dafür werde die taz gekauft.

Für die Berlin-Redaktion bedeutet Aktualität indes viel: Wir wollen und wir werden weiter aktuell bleiben, auf unsere Art, mit unserem eigenen Blick. Ab und an wohl eher online, gern und oft aber auch auf Papier, schön zum Lesen und Anfassen. Sie werden es sehen. Bert Schulz