Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Erst vor Kurzem erreichte die Dokumentation „Die Genialität des Augenblicks – Der Fotograf Günter Rössler“ unsere Kinos, nun ist der Leipziger Fotokünstler am Silvesterabend kurz vor seinem 87. Geburtstag gestorben. Rössler war zweifellos der bekannteste Akt- und Modefotograf der DDR, ein Klassiker, dessen Bilder aus heutiger Sicht immer auch ein Stück DDR-Kulturgeschichte mittransportieren. Am deutlichsten zu sehen ist dies vielleicht in seinen „natürlichen“ Aktbildern, die den im Vergleich zum Westen deutlich unverkrampfteren und weniger kommerzialisierten Umgang mit Nacktheit in der DDR belegen. Fred R. Willitzkat porträtiert den Fotografen in „Die Genialität des Augenblicks“ auf eine freundlich zurückhaltende Weise, die der Person Rösslers und seiner Fotos irgendwie zu entsprechen scheint: Während Rössler aus seinem Leben und von seiner Arbeit erzählt, wird das Bild seines Charakters nicht zuletzt auch durch die ausführlichen Statements einiger seiner ehemaligen Modelle ergänzt, denen er oftmals zu einem guten Freund und Mentor wurde. (13. 1.–15. 1. Kino Krokodil)

In „Kebun binatang“ des indonesischen Regisseurs Edwin (letztes Jahr im Wettbewerb der Berlinale) wird der Zoo zu einem Ort der Metaphern für Verlust und Sehnsucht: Als ihr Vater sie im Tierpark von Djakarta aussetzt, wird die kleine Lana aus ihrem angestammten Leben herausgerissen wie ein Tier, das sich nicht mehr in seinem eigentlichen Lebensraum bewegen darf. In den offiziellen und inoffiziellen Tierpflegern, die den Zoo kurzerhand zu ihrer Heimat gemacht haben, findet Lana zunächst eine Ersatzfamilie; was bleibt, ist die Sehnsucht nach Berührungen, die im Tierpark eigentlich nicht vorgesehen sind. Denn: „Das Streicheln der Tiere ist verboten“. Am Ende aber steht Lanas Auswilderung: in ein Leben als erwachsene Frau, in dem der Zoo allerdings ein irrealer Ort der Träume bleibt. Die Metaphern setzen sich in anderen Lebensbereichen konsequent fort. (14. 1. Filmkunst 66)

Angesichts des überraschenden kommerziellen Erfolgs von „Blow Up“ (1966) hatte die Produktionsgesellschaft MGM dem italienischen Regisseur Michelangelo Antonioni Carte blanche für sein nächstes Projekt „Zabriskie Point“ (1970) gegeben: den Blick eines letztlich befremdeten Europäers auf ein Amerika zwischen Vietnamkrieg und Studentenprotesten, das den massiven Ausverkauf all seiner Mythen betreibt und längst den Bildern einer schönen Werbescheinwelt erlegen ist. In „Zabriskie Point“ geht es um einen letztlich desillusionierenden Ausbruchsversuch irgendwo zwischen Revolution und freier Liebe, an dessen Schluss die Fantasie einer Zerstörung der Konsumgesellschaft steht. ((OmU) 12. 1. Arsenal 1)