Ein Augenblick der Unaufmerksamkeit

URTEIL Lastwagen-Fahrer, der Radfahrerin überfuhr, wegen fahrlässiger Tötung zu Geldstrafe verurteilt

Es ist nur ein Augenblick, um den sich die Verhandlung dreht: wenige Sekunden, in denen Uwe W. unaufmerksam war. In denen die Ampel auf Grün springt, Uwe W. den schweren Betonmischer in Bewegung setzt und um die Kurve in Treptow manövriert. Plötzlich winken die Fahrer entgegenkommender Autos wild, dann hört es Uwe W.: das Knirschen des Fahrrads, über das der Vierachser gerade hinweg gewalzt ist.

Dass der 51-Jährige im April 2011 fahrlässig handelte und die Radfahrerin Elisa W. hätte sehen müssen, darin sind sich alle einig: der Staatsanwalt, die Eltern der Verstorbenen, die als Nebenkläger auftreten, der Richter, sogar der Anwalt des Angeklagten. Aber auch darin, dass es „eine Verkettung unglücklicher Umstände“ war, stimmt der Richter dem Verteidiger zu.

Die 21-jährige Studentin war auf dem Weg nach Hause, in einer Hand transportierte sie einen Blazer, den sie aus der Reinigung geholt hatte. Das Rascheln der Plastikverpackung und die Kapuze über dem Kopf führten wohl dazu, dass sie den Lkw überhörte, als sie über die grüne Fußgängerampel fuhr. Obwohl sie nicht den Radweg nutzte, hätte Uwe W. die Radfahrerin sehen können, so das Gericht. Das ergab die ausführliche Analyse des Blickfeldes von Kraftfahrern an dieser Kreuzung. Elisa W. erlag noch vor Ort ihren schweren Verletzungen.

„In den letzten fünf Jahren gab es in Berlin 20 Fälle, in denen das Zusammentreffen von Fahrradfahrer und Lastkraftwagen tödlich endete“, sagt Bernd Zanke vom ADFC später. „Davon waren 15 Rechtsabbieger.“

Das Gericht verurteilt Uwe W. zu 90 Tagessätzen à 25 €. Für die Lebensgefährtin des Vaters von Elisa W. ist die Verurteilung nur ein kleiner Trost: „Das bringt uns die Kleine auch nicht wieder.“ FA