Biene Maja im Anflug

PLÄNTERWALD Im Sommer soll das Erbbaurecht für den verwilderten Ex-Spreepark zwangsversteigert werden. Ein Vergnügungspark-Betreiber soll interessiert sein

VON MARINA MAI

Der Spreepark im Plänterwald könnte im Sommer aus seinem elfjährigen Dornröschenschlaf erwachen. Den Prinz spielt das Amtsgericht Köpenick. Es hat für den 3. Juli die Zwangsversteigerung des Erbbaurechts anberaumt. Beantragt hatte sie das Finanzamt Köpenick, weil die insolvente Spreepark GmbH seit Jahren keine Steuern zahlt.

Bei einer Zwangsversteigerung bekommt den Zuschlag, wer das höchste Gebot abgibt. Er muss nur die Steuerschulden der Betreiberfamilie Witte übernehmen und nicht die weit höheren Beträge, mit denen diese bei den Banken und dem Land in der Kreide steht – fast 20 Millionen Euro sollen es sein. Alle bisherigen Versuche, das Areal zu vermarkten, scheiterten an der Forderung des Landes, ein Investor müsse die Schulden begleichen.

Die Firma der Familie Witte, die das Gelände nach der Wende in Erbpacht nahm, fuhr den zu DDR-Zeiten populären Vergnügungspark in die roten Zahlen. 2002 setzte sie sich mit mehreren Fahrgeschäften nach Peru ab. Als Norbert Witte 2003 nach Berlin zurückkehrte, klickten die Handschellen: Er hatte versucht, 170 Kilo Kokain nach Deutschland zu schmuggeln. Seine Haftstrafe hatte er 2008 abgesessen.

Nach Angaben des Liegenschaftsfonds führt das Land Berlin bereits Gespräche mit einem Interessenten. „Von Verhandlungen, wie Zeitungen berichtet hatten, will ich nicht sprechen“, so Sprecherin Irina Dähne. Berichten zufolge handelt es sich um die belgische Plopsa-Gruppe, die einen Kindervergnügungspark planen soll. Sie hält die Rechte für Figuren wie Biene Maja und Tabaluga. Dähne will das weder bestätigen noch dementieren.

Parkhaus im Wald

Weil die Natur längst das Gelände zurückerobert hat, will eine rührige Bürgerinitiative vor Ort verhindern, dass sich ein großer Vergnügungspark ansiedelt, der Autoverkehr anzieht. „Wir werden jedem Investor genau auf die Finger gucken“, so Erhard Reddig von der Initiative. „Wir fordern die BVV auf, den Bebauungsplan zurückzunehmen, der ein Parkhaus mitten im Wald erlaubt.“

Der Grüne Harald Moritz, in dessen Wahlkreis das Areal liegt, weist auf ein weiteres Problem hin: „Bevor der Erbbaurechtsvertrag versteigert werden kann, muss er verändert werden.“ Sonst könnte jeder neue Erwerber wieder millionenschwere Kredite aufnehmen, für die das Land Berlin mit dem Grundstück haftet. Moritz will dazu eine parlamentarische Anfrage stellen.

Weil Pia Witte, die das Erbpachtrecht innehat, insolvent ist, zahlt sie keine Pacht. Derweil vermarktet ihr Lebensgefährte Gerd Emge das Areal für Fotoshootings oder Führungen. „Davon sieht Berlin keinen Cent“, so Irina Dähne vom Liegenschaftsfonds.