: „Unterstütze nur das Gute“
VERDIENST-KREUZ
In gewisser Weise muss man sich fragen: Wie, das hat sie noch nicht? Nein, ein Bundesverdienstkreuz befindet sich noch nicht in der Sammlung jener Meriten, die man ihr hat zukommen lassen. Vicky Leandros (63, nach anderen Angaben 67) hat Goldene Schallplatten ersungen derer viele – für ästhetische Geschenke, die sie uns darbrachte: „Ich liebe das Leben“, „Après toi“, „Messer, Gabel, Schere, Licht“, „Die Bouzouki klang durch die Sommernacht“, „Lac Majeur“, „Ich bin“ oder „Verlor’nes Paradies“ – und was haben wir sie gern angenommen.
Die gebürtige Griechin, 1958 eine der ersten Migrantinnen in der Bundesrepublik, ist eine Hamburgerin par excellence, mit Lebens-, Freundes- und Schulumfeld rund um die keineswegs elendsviertelige Alster. Entsprechend kultiviert wirkt sie bis heute – fein bis zur Steiflippigkeit, dabei huldvoll lächelnd, zugleich mit der gewissen Neigung zum Karitativen. Sie war nie eine Hipsterin, Geselligkeit suchte sie lieber im Alsterclub eines Bobby Reich als in Kaschemmen auf St. Pauli: Auch das machte sie für uns etwas irre abseitig. Gleichwohl: Politisch hat sie sich mal für Ole von Beust (CDU, sie sollte gar Kultursenatorin werden) verwendet, dann wieder in Piräus für die sozialistische Pasok-Partei. Sie selbst sagt: „Ich unterstütze nur das Gute.“
In der offiziellen Begründung für die Verleihung des Bürgerordens heißt es: „Die international renommierte Künstlerin Vicky Leandros nutzt ihre Popularität, um bei Benefizkonzerten unter anderem auf Gut Basthorst Spendengelder für karitative Einrichtungen zu sammeln.“ Wobei unerwähnt bleibt, dass diese Konzerte und Weihnachtsmärkte dem Landgut – auf dem die Leandros trotz ihrer Scheidung von Enno von Ruffin, dem Besitzer, weiter lebt – auch zur Bedeutung verhalfen. Jedenfalls: Für ihr wohltätiges Engagement (für Kinder, ob hier oder in Afrika, leider auch im Fahrwasser der fragwürdigen griechisch-orthodoxen Kirche) erhält sie angelegentlich eines Weihnachtskonzerts in der Basthorster St.-Marien-Kirche am Montag aus der Hand von SPD-Ministerpräsident Torsten Albig das Bundesverdienstkreuz. JAF
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen