Schöne Geno-Grüße

Partizipation Wer mit Geld nicht spekulieren, sondern lieber Gutes tun will, kann zum diesjährigen Fest zum Beispiel Anteile von Genossenschaften verschenken

In Deutschland gibt es Millionen von Genossen. Sie erwerben zum Beispiel als Mieter von Wohnungsgenossenschaften oder als Kunden der Volksbanken Genossenschaftsanteile. Allein in Niedersachsen bestehen rund 800 genossenschaftliche Unternehmen mit 1,7 Millionen Mitgliedern und 25.000 Beschäftigten, Tendenz deutlich steigend. Derzeit werben einige Genossenschaften gezielt um neue Mitglieder, indem sie Anteile als Geschenk anpreisen.

„Verschenken Sie zu Weihnachten einen Verlag!“ lautet das Motto etwa bei der Büchergilde. Die lange eng mit den Gewerkschaften verbundene Büchergilde hat 2014 eine Genossenschaft gegründet. Sie soll als neuer Eigner zu ihrer finanziellen Absicherung und Unabhängigkeit beitragen. „Wir wollten so verhindern, dass wir an einen anderen Verlag verkauft werden. Das Echo hat uns positiv überrascht: Bislang haben mehr als 850 Leser Anteile erworben“, sagt Büchergilde-Geschäftsführer Mario Früh.

Jeder Anteil hat einen Wert von 500 Euro, bei positivem Geschäftsverlauf winkt eine Dividende. Darüber entscheidet die Generalversammlung. Auf das inhaltliche Programm mit rund 500 vor allem belletristischen und politischen Titeln sollen die Büchergilde-Genossen aber keinen Einfluss nehmen können.

In rund 80 Städten in Deutschland bietet die Büchergilde die aufwändig illustrierten Titel an, unter anderem in der Kieler Buchhandlung Erichsen & Niehrenheim. „Von alleine tritt heute kein Mensch mehr einem Buchclub bei, man muss Interessierte im Gespräch überzeugen“, sagt Inhaber Wolfgang Erichsen. „Das ist aber nach wie vor möglich. Gerade jüngere Menschen fühlen sich durch die besonders schöne Aufmachung der Bücher angesprochen.“

Auch die Wohnungsgenossenschaft Celler Bau- und Sparverein hat sich angesichts niedriger Zinsen als Anlagealternative ins Spiel gebracht. Sie zahlte in den vergangenen Jahren jeweils vier Prozent Dividende an ihre Mitglieder, wie viele andere Wohnungsgenossenschaften auch. Ein CBS-Anteil kostet 250 Euro. Meist sind mehrere Anteile Voraussetzung, um eine Wohnung anzumieten.

Wie einige Energiegenossenschaften wirbt derzeit auch die taz für einen Genossenschaftsanteil als Weihnachtsgeschenk – und lockt die Schenkenden mit besonderen Prämien. Dabei muss der Beschenkte sein Einverständnis zum Beitritt mit seiner Unterschrift erklären. Als profitable Anlage sollte man das Ganze nicht unbedingt betrachten – wer das Geld braucht, muss nach der Kündigung des Anteils zwei Jahre warten.

Ein Genossenschaftsanteil als Weihnachtsgeschenk ist also eine langfristige Investition in die Pressefreiheit, in die Energiewende, in den ökologischen Landbau, in die literarische Vielfalt – für jemanden, der eine nicht ganz kleine Summe übrig hat und damit zum wirtschaftlichen Erfolg von Genossenschaften beitragen will. Joachim Göres