Romandes Jahres

Tim Caspar Boehme ist Filmredakteur der taz.

Gesa Olkusz: „Legenden“ (Residenz). Geschichtstrauma als Familienerzählung, die Taten und Motive ihrer Protagonisten ganz allmählich zu erkennen gibt, mit Leichtigkeit, Witz und surrealen Einschüben – Zeitreisen inbegriffen.

Andreas Fanizadeh leitet das Kulturressort der taz.

Jean Rhys: „Die weite Sargassosee“(Schöffling).Jamaika Anfang des 19. Jahrhunderts, Schwarze gegen Weiße. Der Entwicklungsroman einer jungen Frau gilt zu Recht als Meisterwerk der modernen post­kolonialen Literatur.

Katharina Granzinist Autorin der taz.

Aharon Appelfeld: „Ein Mädchen nicht von dieser Welt“ (Rowohlt). Zwei Kinder verstecken sich im Wald: suggestiver, zutiefst ergreifender Roman über eine fast märchenhafte Geschichte vom Überleben in Zeiten des Holocaust.

Ulrich ­Gut­mair ist Kulturre­dakteur der taz.

Michel Houellebecq: „Unterwerfung“ (Dumont). Amüsant und unheimlich, deprimierend und kathartisch. Die neueste Satire des Misanthropen weidet sich einmal mehr an der Krise der Säkularen.

Klaus Hillenbrand leitet das Ressort taz.eins.

Amos Oz: „Judas“ (Suhrkamp). Winter 1959/60 in Jerusalem: Der junge Schmul Asch wird zum Vorleser eines alten Mannes engagiert. Eine Geschichte von Liebe und Verrat.

Dirk Knipphalsist Literatur­redakteur der taz.

Ulrich Peltzer: „Das bessere Leben“ (Fischer).Emphatisches Stück deutschsprachige Literatur. Hochgetunte erlebte Rede. Einzelschicksale im Rauschen der Diskurse. Großer Kampf mit der welterschließenden Kraft von Sätzen.

Tania Martini ist Redakteurin für das Politische Buch.

Tomas Espedal: „Wider die Kunst“ (Matthes & Seitz). Es geht um Liebe und Tod und mit Espedal wünscht man plötzlich: „Dass alles normal wäre“. Eine überwältigende Suche im Ich-Material in steter Erwartung der Furcht und des Furchtbaren.

Katrin Bettina Müller ist Theaterredakteurin der taz.

Nadifa Mohamed: „Black Boy Mamba“ (Beck).Die Suche nach einem Platz zum Leben für einen Jungen aus dem Jemen ist zwar etwas hastig erzählt, trotzdem eine super informative und ergreifende Geschichte von Migration.

Christiane Müller-Lobeckist Autorin der taz.

Carlo Bonini, Giancarlo De Cataldo: „Suburra – Schwarzes Herz von Rom“ (Folio).Was los ist in Italiens Hauptstadt. Sex, Crime and Society, geschrieben von der Realität. Ein Neonazi-Mafiathriller mit extremer Sogwirkung.

Margarete Stokowski ist Autorin der taz.

Birte Lanius: „Comic Sans Relief“ (Frohmann). Kein Roman, macht aber mehr mit einem als ein Roman. Besteht aus so etwas wie Aphorismen. Oder Aufgaben. Oder Medizin. So absurd wie die Welt, nur schöner.

Brigitte Werneburgist Kunst­redakteurin der taz.

Friedrich Kittler: „Baggersee“ (Wilhelm Fink Verlag).Kein Roman, ein schmaler Band, eine Art Vorspann zur großen Werkausgabe des Literaturwissenschaftlers mit 112 frühen Prosastücken. Pynchon statt Frankfurter Schule.