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leserinnenbriefe

Große Hindernisse

betr.: „Online-Jobbörse für Flüchtlinge“, taz vom 29. 10. 15

Als ich vor 26 Jahren als Flüchtling nach Deutschland kam, gab es keine Veranstaltung unter dem Titel Willkommendskultur. Habe ich Pech gehabt? Und haben die Neuankömmlinge Glück? (…) Die Frage ist, ob die gesamt deutsche Gesellschaft in der Lage ist, die Neuankömmlinge menschenwürdig, mit oder ohne Willkommenskultur, aufzunehmen. Große Hindernisse sind die Jobcenterleute. Nach meiner Erfahrung muss ich leider sagen: Abgesehen von einer geringen Zahl von Hartz-IV-Empfängern bekommen die meisten keine richtige Unterstützung. Ich habe mich vor 24 Jahren beim Jobcenter Charlottenburg in Berlin arbeitslos gemeldet. Obwohl ich fünf Zeugnisse aus Deutschland habe, bin ich immer noch arbeitslos und Hartz-IV-Empfänger. Wir, Arbeitslose, müssen uns selber Arbeit suchen, und wenn wir mit dem Jobcenter mitmachen, bleiben wir für immer arbeitslos. (…) Kein Wunder, dass wir in den Nachrichten hören, dass jährlich Tausende Arbeitslose vorm Sozialgericht Klage einreichen müssen. (…) Arbeit ist wichtig für die Integration der Flüchtlinge. Können die anerkannten Flüchtlinge oder die Neuankömmlinge sich auf ihr Jobcenter verlassen, und dadurch ihre gewünschte Arbeit finden?

ALI-REZA HASSANOUR, Berlin

100 Prozent Tempelhof?

betr.: „Tempelhofer Feld: Not ready for take-off“, taz vom 27. 11. 15

Es sollen 700 bis 800 Flüchtlinge in Zelten auf dem Tempelhofer Feld untergebracht werden. Zum Vergleich: In den Hangars leben 2.500 Menschen. Ganz Berlin hat bereits über 50.000 Flüchtlinge aufgenommen. So gesehen sind 700 bis 800 Menschen in Zelten auf dem Feld vergleichsweise wenig. Doch genau deshalb sollte es doch wohl möglich sein, für diese verhältnismäßig kleine Anzahl von Menschen eine andere Unterkunft zu finden, die a) menschenwürdiger ist als ein Zelt im Winter und die b) keine Änderung des Gesetzes vom Volksentscheid notwendig macht.

Doch die Entscheidung des Senats hat nichts mit Menschlichkeit zu tun. Es ist ein Zugrabetragen der direkten Demokratie.

HENNING BECKER, Berlin