Trommeln für Gold

referendum Am Sonntag endet die Volksabstimmung zur Hamburger Olympia-Bewerbung. Der offiziösen Phalanx der Befürworter steht ein kleines Häuflein der Neinsager gegenüber. Dennoch ist noch nichts entschieden

Anfang November: Olympiafans bilden die olympischen Ringe im Stadtpark nach, die Gegenaktion wird neutralisiert   Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Längst beschlossen

betr.: „Die Stimmungsmacher“, taz.nord vom 21./22. 11. 15

Das ist mal wieder so eine Abstimmung, die nur zur Legitimierung einer längst auf Partei- und Wirtschaftsebene beschlossenen Sache. „Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Schlachter selber“, fällt mir dazu nur ein. „Demokratie“ als verächtliche Geste gegenüber allen, die nicht Friede, Freude Eierkuchen spielen wollen. Es wird ein subtiler psychologischer Druck auf alles und alle ausgeübt, die bei Olympia in Hamburg an weiter steigende Mieten, Verkehrschaos ohne Ende, polizeistaatsartige Maßnahmen und prestigeträchtige Strohfeuer auf Kosten der ohnehin schon vernachlässigten drängenden Aufgaben in den Bezirken denken. Mein „NEIN“ ist in der Post.  RAINER. B, taz.de

Ruhig weggentrifizieren

betr.: „Die Stimmungsmacher“, taz.nord vom 21./22. 11. 15

@Rainer B. Schrottwagen für Afrika auf dem Kleinen Grasbrook kann man ruhig weggentrifizieren für neuen Wohnraum, Sportstätten und ÖPNV-Ausbau. Wenn man in neun Jahren für zwei Wochen fünf Minuten länger mit dem PKW benötigt, dann kann man ja schon einmal seinen Urlaub für die Zeit einreichen. :-) VERKEHRSFRITZE, taz.de

Bisschen dünn

betr.: „Die Stimmungsmacher“, taz.nord vom 21./22. 11. 15

@Verkehrsfritze Verstehe! Sie halten Olympia für richtig, weil ihnen die Altautos zum Export nach Afrika auf dem Kleinen Grasbrook nicht so gut gefallen und Sie sich einen ÖPNV-Ausbau ohne Olympia schon gar nicht mehr vorstellen können. Bisschen dünn als Argument für den Olympia-Wahnsinn – finden Sie nicht auch?  RAINER. B, taz.de

Wirklich larmoyant

betr.: „Die Stimmungsmacher“, taz.nord vom 21./22. 11. 15

Mit Verlaub, aber das Gejammere, die Kritiker wären nicht präsent genug, ist wirklich larmoyant. Denn erstens sind die Kritiker selbst für ihre Präsenz verantwortlich; man kann ja schlecht den Befürwortern auferlegen, auch noch den Job der Kritiker mit zumachen.

Zweitens sind die Nein-Sager in Wahrheit sehr präsent: Die Linke hat massiv plakatiert, die Autonomen kleistern Aufkleber bis hin zu Terroraufrufen („Olympia sabotieren“).

Drittens und vor allem verfangen die „Argumente“ der „Kritiker“ sehr wohl bei vielen, wobei es vor allem ein „Argument“ ist, gegen das Senat und Befürworter verzweifelt anargumentieren: Nämlich das verbreitete Ressentiment, dass „Politikern sowieso nicht zu trauen sei“. Da kann der Senat noch so ausdifferenzierte und schlüssige Kalkulationen und Konzepte vorlegen, er kann noch so oft darauf verweisen, dass es seit dem SPD-Regierungsantritt 2011 kein einziges Beispiel für grobe Fehlkalkulationen, geschweige denn „Politikerlügen“ gibt – es nützt alles nichts, wenn die Leute in ihrem bequemen „Politiker lügen sowieso“ von den professionellen Olympiagegnern mehr oder weniger subtil bestärkt werden; genau das ist der wesentliche Zug der Nein-Kampagne, und genau deshalb wird sie vielleicht sogar die Mehrheit schaffen.  SOZI, taz.de

Woll‘n wir nicht

betr.: „Der lange Marsch“, taz.nord vom 21./22. 11. 15

Na gut, Hamburg ist ein Dorf und die Bewohner denken auch so: bloß nichts Neues – und all die LKW und wenn’s soweit ist, kommen auch noch so viel Fremde. Neee, woll’n wir nicht.

Also: Das Referendum wird scheitern, und Hamburg wird sich von einer guten Entwicklung abschneiden. Wahrscheinlich werden die Verweigerer das als Sieg verbuchen – obgleich sie außer Vorurteilen gepaart mit Unwissen keine Argumente gegen Olympia vorbringen. Die Frage ist zunehmend erlaubt: Ist es für die Gemeinschaft besser, manchmal weniger Demokratie zu wagen?

Kurios ist die Postkartenkampagne der Verweigerer: Hamburg kann München! Was wäre München ohne die Olympiade? Wie viele U-Bahnen? Kein olympisches Dorf, kein Olympiapark.  JUAN GOONZALES, taz.de