Hannover am Rande de Sieges

PUNKTGEWINN Im dritten Spiel nach Robert Enkes Tod liefert Hannover 96 ein starkes Spiel gegen Leverkusen

„Wenn man gegen einen so starken Gegner einen Punkt holt, muss man zufrieden sein“

ANDREAS BERGMANN, TRAINER VON HANNOVER 96

Was er sagte war nicht das, was er dachte: Andreas Bergmann, Trainer von Hannover 96, zeigte sich nach einem aufregenden 0 : 0) gegen Tabellenführer Bayer Leverkusen zufrieden mit dem Ergebnis, mit dem er eigentlich nicht zufrieden sein konnte. Denn wie vielleicht keine andere Mannschaft vorher in dieser Spielzeit waren es die Gastgeber, die den ungeschlagenen Tabellenführer vor 34.341 Zuschauern im Niedersachsenstadion der ersten Saisonniederlage ganz besonders nahe brachten.

Das hatte vor allem mit dem munteren Auftritt von Hannover zu tun. Es herrschte eine erstaunliche Harmonie zwischen defensiver Ordnung und offensiver Freiheit, die den Leverkusenern die Leichtfüßigkeit nahm und sie nicht zu ihrem dominierenden Ballbesitzfußball der letzten Wochen finden ließ. Waren die Niedersachsen einmal nicht am Ball, dann standen sie kompakt, eng am Gegner. Eng waren auch die Räume, weil sie immer wieder klug nach innen verschoben und so Toni Kroos, das deutsche Zukunftsversprechen, und Tranquillo Barnetta, die Begabung aus der Schweiz, um ihr Spiel nach vorne brachten.

„Wenn man gegen einen so starken Gegner einen Punkt holt, muss man zufrieden sein“, sagte ein bescheidener Bergmann. „Ein Sieg hätte uns nach den letzten schweren Wochen sehr gut getan.“ Doch dafür braucht man in aller Regel auch einen eigenen Treffer, den es nun schon seit drei Spielen nicht mehr gab. Arnold Bruggink (7.), Jiří Štajner (51., 60.) und Hanno Balitsch (80.) gingen aber allzu verschwenderisch mit den aussichtsreichsten Möglichkeiten um. Für Leverkusen hatten Kroos (39.) und Stefan Kießling (65.) die besten der wenigen Gelegenheiten, selbst in Führung zu gehen. Aber Florian Fromlowitz hielt mit Blitzreaktionen alles, was auf seinen Kasten kam. Der Nachfolger von Robert Enke schafft es offenbar von allen Hannoveraner Spielern am besten, die Gedanken an den Selbstmord des Kollegen für 90 Minuten auszublenden.

„In den entscheidenden Momenten hat der letzte Pass gefehlt. Wir waren im Mittelfeld nicht so ballsicher wie zuletzt“, meinte Jupp Heynckes, Leverkusens Fußballlehrer. „Das Ergebnis ist doch etwas schmeichelhaft für uns“, so Heynckes weiter. Und sagte das, was auch sein Gegenüber dachte, aber nicht aussprechen wollte. CHRISTOPH ZIMMER