Kapuzenträger outen sich

BEKENNERBRIEF Die Gruppe „Koukoulofori“ bekennt sich zur Attacke auf das Hamburger Polizeirevier. Die Aktion sei ein Racheakt für den in Athen von Polizisten erschossenen Alexandros Grigoropoulos

Man wolle sich nicht mehr auf Demos den Kopf einschlagen lassen, so die Angreifer

Die Gruppe nennt sich „Koukoulofori – griechisch für Kapuzenträger oder Vermummte. In einem Bekennerbrief, das der Hamburger Morgenpost zuging, hat sie sich dazu bekannt, in einer Aktion in der Nacht zu Freitag das Polizeirevier Lerchenstraße im Hamburger Schanzenviertel angegriffen zu haben – als Racheakt, für den im Dezember vorigen Jahres in Athen von Polizisten erschossenen 15-jährigen Alexandros Grigoropoulos.

Statt sich auf „Demos und von den Robocops die Kopf blutig schlagen zu lassen“, habe eine „Revolte“ gegen die „Repressionsorgane“ begonnen, die eine „handfeste Konfrontation“ unumgänglich mache. Die Wahl sei auf die Lerchenwache gefallen, da diese für „Misshandlungen und rassistischen Terror“ bekannt sei. Das sei nur der Anfang, falls es zur Räumung des besetzten Stadteilzentrums Rote Flora kommen sollte. Gleichgesinnte sollten künftig von „chrash flash mobs“ Gebrauch machen und „überraschend und gut vorbereitet“ sein, so das Schreiben.

Die Aktion am Donnerstag hatte eine neue Qualität: Die Uhrzeit war ungewöhnlich, die Aktion gut geplant, dennoch staunt die Polizei über die Risikobereitschaft, gefasst zu werden. Den Beteiligten hätten die „Knie geschlottert“, gibt Koukoulofori zu. Etwa 10 Vermummte hatten das Gebäude mit Steinen angegriffen. „Wir haben die Fenster des Gebäudes eingeschmissen, die Eingangtür versperrt und die Garage mit brennenden Müllcontainern zugemacht. Die vor der Wache abgestellten Polizeifahrzeuge fackelten ab.“ An einigen Zufahrtwegen hätten Freunde „Barrikaden errichtet und Krähenfüße verstreut“. Die Polizei gesteht ein, dass deshalb die Fahndung erschwert worden sei. Ein Streifenwagen war durch platte Reifen außer Gefecht gesetzt worden.

Die Lerchenstraße-Wache ist wegen Übergriffen berüchtigt. So war beispielsweise Ende 1997 ein Schwarzafrikaner von Zivilfahndern auf das Gelände des Schlachthofes verschleppt und traktiert worden. Das Urteil der ersten Instanz von eineinhalb Jahren Haft für die Polizeischläger wurde 2003 mangels Beweisen vom Hamburger Landgericht aufgehoben, weil der Afrikaner schon abgeschoben war.

Die Polizei hatte zunächst Parallelen zwischen der Aktion und einen Molotow-Cocktail-Anschlag auf ein BKA-Gebäude in Berlin angenommen.KAI VON APPEN