LeserInnenbriefe zu verschiedenen Themen

„Wir bitten um Verständnis“

betr.: „Die Bahn macht Tempo“, taz vom 2. 12. 15

Die Bahn macht Tempo? Selten so gelacht. Als beruflicher Power-User stelle ich fest: Seit drei bis vier Jahren nimmt die Verspätungsquote der Fernverbindungen so zu, dass Umsteigeanschlüsse unter 15 Minuten Zeitpuffer zum Reiserisiko werden und geplante Ankunftszeiten unter 30 Minuten Zeitpuffer häufig zum verspäteten Erscheinen führen. Schnelle Strecken (Hannover–Berlin oder Hannover–Frankfurt) führen nicht zu kürzeren Reisezeiten, sondern zu Durchsagen, die meist mit „Wir bitten um Verständnis“ enden. In Hamburg oder Berlin schafft es die Bahn systematisch, bereits zu Fahrtbeginn zu spät zu sein. Wer eine gute oder neue Infrastruktur hat, muss sie noch lange nicht logistisch gut bedienen können.WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen

Wale gefährdet

betr.: „Keine Konjunktur für Wale“, taz vom 2. 12. 15

Lieber Herr Schöneberg, ich habe gerade Ihren Kommentar gelesen und möchte die Gelegenheit ergreifen, mich dafür zu bedanken. Sie treffen leider den Nagel auf den Kopf. In den Köpfen vieler Menschen sind die Wale inzwischen „gerettet“, Walfang und der Handel mit Walfleisch werden immer weniger als großes Artenschutzproblem wahrgenommen, trotz steigender Fangzahlen in Island, Norwegen und jetzt auch wieder Japan. Mit dem neuen Programm hat Japan zwar die offizielle Quote herabgesetzt, die tatsächlichen Tötungszahlen würden mit 333 Zwergwalen aber wieder steigen. Abgesehen vom Tierschutzaspekt und der Tatsache, dass es keinen humanen Weg gibt, einen Wal zu töten, wäre eine Wiedereinführung des kommerziellen Walfangs, wie sie Japan anstrebt, eine Katastrophe für die Schutzbemühungen der letzten 30 Jahre. Astrid Fuchs, ChippenhAm, Großbritannien

Falscher Freund

betr.: „Immer mehr Vögel werden getötet“, taz vom 3. 12. 15

Oh bitte! Nicht unreflektiert die Meldungen der Agenturen abdrucken! Wenigstens recherchieren, wer Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung ist: Prof. Fritz Vahrenholt (bekennender Klimawandelleugner, „Die kalte Sonne. Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet“, zusammen mit Sebastian Lüning). Traurig genug, dass der Nabu sich nicht scheut, mit diesem „falschen Freund“ aufzutreten.

Sicher kommen Vögel an Windenergieanlagen zu Tode (wenn auch in erheblich geringerem Maße als an Hochspannungsleitungen, Fensterscheiben, auf Straßen). Zweifellos gibt es auch Straftäter, die Nester zerstören oder Altvögel töten, wenn die zwischen ihnen und der Flächenpacht für ein Windrad stehen.

Aber die größte Bedrohung für die heimischen Wildtiere (inklusive Vögel) stellt doch der Klimawandel dar.

JUTTA PAULUS, Neustadt an der Weinstraße

Ich habe Homo sapiens

betr.: „Vom Ich zum Wir“, Interview mit Peter Sloterdijk, taz vom 1. 12. 15

Ob Herr Sloterdijk wirklich allen Ernstes meint, „wenn jeder Einzelne als Endverbraucher einen deregulierten Stoffwechsel mit der äußeren Natur in Gang setzt, die Letztere (heißt: die Natur) als Verliererin daraus hervorgeht“? Aus dem weiteren Gesprächsverlauf mit ihm ergibt sich nicht zwingend etwas anderes.

Dabei bringt es doch schon folgender populäre Witz auf den Punkt: „Treffen sich zwei Planeten. ‚Na, du siehst ja ganz schlecht aus, gerupft und kahl‘, sagt der eine zum anderen: ‚Ach ja, mir geht’s schlecht. Ich habe Homo sapiens‘, antwortet der andere. ‚Och‘, meint der Erste, ‚mach dir keine Sorgen. Hatte ich auch. Die sind ganz schnell wieder weg.‘“

Barbara Hartz-Bentrup,Bremen