5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben

Lektionen

1. Pressspan ist das neue Marmor

Nicht nur die Eigenschaften eines Baumaterials sind wichtig, sondern auch dessen Ausstrahlung. Marmor etwa hat für ein Badezimmer nicht die beste Beschaffenheit, sieht aber schön wertvoll aus. Das Rednerpult beim Klimagipfel in Paris hingegen wirkt billig, es ist aus groben Pressspanplatten gezimmert. Das recycelte Holz ist zwar nur eine oberflächliche Verkleidung, aber die beabsichtigte Botschaft ist klar: Hier kämpfen die Mächtigen der Welt für eine nachhaltige Welt.

2. Prominente Gönner haben es schwer

Wer im Lichte der Öffentlichkeit steht, muss sich ständig rechtfertigen. So auch Mark Zuckerberg, der jungreiche Gründer von Facebook. Zur Geburt seiner Tochter kündigte er an, 99 Prozent seiner Facebook-Aktien für wohltätige Zwecke zu spenden (momentaner Wert: 42 Milliarden Euro). Schnell witterten kritische Geister Steuerspartricks. Zuckerberg wehrt sich: Er und seine Frau hätten keinen Steuervorteil, schrieb er auf Facebook.

3. Der Yuan heißt eigentlich Renminbi

Bei „Wer wird Millionär?“ wäre es eine Frage der oberen Schwierigkeitsstufe. Wie heißt die chinesische Währung? Klar, Yuan. Falsch. So heißt nur die Währungseinheit, die Währung nennt sich Renminbi. Der Internationale Währungsfonds wertete sie nun zur fünften Weltwährung auf. Ab Herbst 2016 steht sie dann in einer Reihe mit dem Euro, dem US-Dollar, dem Pfund und dem Yen.

4. Die Union ist eine Lobby­partei

Wer hat alles Zugang zum Bundestag? Vor allem die Unionsfraktion hatte sich mit allen Kräften gegen mehr Transparenz gewehrt. Aus gutem Grund: CDU und CSU verschafften mehr Lobbyisten einen Hausausweis als alle anderen Frak­tio­nen zusammen. Das weiß man nun, weil das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg entschied, dass die komplette Liste mit mehr als 400 Verbänden und Firmen veröffentlicht werden muss. Noch interessanter wäre, in welchen Ministerien welche Lobbyisten ein- und ausgehen. Denn dort werden die allermeisten Gesetze erarbeitet.

5. Es gibt gerechtfertigte ­Shitstorms

Der Plan, Xavier Naidoo zum Eurovision Song Contest zu schicken, währte nur kurz. Kritik, Shitstorm, der NDR ruderte zurück. Naidoo lieferte nun einen weiteren Grund. „Nie wieder Krieg“ heißt das Lied, das auf der Facebook-Seite des umstrittenen Publizisten Jürgen Todenhöfer veröffentlicht wurde. Klingt ja nicht schlecht, aber man spürt auch hier einen Hang zu Verschwörungstheorien. „Nie mehr Krieg [...]. Wenn wir das nicht sagen dürfen, dann läuft doch etwas schief“, heißt es darin. Wer verbietet Naidoo das denn? Und auch bei der folgenden Zeile hätte man ein ungutes Gefühl, würde sie auf der europäischen Bühne vorgetragen: „Muslime tragen den neuen Judenstern, alles Terroristen, wir haben sie nicht mehr gern.“

Sebastian Erb