Kitesurfer kehren der Nordsee den Rücken

WETTBEWERB Zehn Jahre lang wurde der Kitesurf-Weltcup am Strand von St. Peter-Ording ausgetragen. Jetzt zieht das Event auf die Ostseeinsel Fehmarn um –mit seinen trink- und feierfesten Besuchern

„Die können so etwas gerne auf dem Zeltfest einer Landjugend machen“

Constanze Höfinghoff, Tourismus-zentrale St. Peter Ording

Tost die Brandung, wird es bei den besten Kitesurfern der Welt spektakulär. Die Bilder, die Fotografen und TV-Teams dann in alle Welt senden, sorgen für einen enormen Werbeeffekt für die Region. Zehn Jahre konnte St. Peter-Ording diesen Effekt für sich nutzen, doch jetzt zieht der Kitesurf-Weltcup um – von der Nord- an die Ostsee, vom Ordinger Strand nach Fehmarn. Im Juli wird der Wettbewerb am Südstrand ausgetragen.

„Wir bedauern sehr, dass wir den Weltcup verloren haben, aber irgendwann ist es zu groß geworden“, sagt Constanze Höfinghoff, stellvertretende Direktorin der Tourismuszen­trale St. Peter-Ording. „Obwohl wir bei der Finanzierung noch eine Schippe draufgelegt haben, hat sich der Veranstalter gegen uns entschieden.“ Bei der Entscheidung sei es auch um den Party-Charakter gegangen. „Es gab in den vergangenen Jahren sehr viele Leute zwischen 18 und 28 Jahren, die sich während des Weltcups einfach total daneben benommen haben“, sagt Höfinghoff. Viele hätten sich volllaufen lassen und seien aggressiv geworden, hätten lieber die Partywägen mit Pole- und Table-Dancing besucht, statt sich für den Sport zu interessieren. „Da ging es nur ums Feiern. Die können so etwas gerne auf dem Zeltfest einer Landjugend machen, aber wir müssen auch an unsere Gäste denken, die in St. Peter-Ording Ruhe und Erholung suchen“, sagt Höfinghoff.

Die sogenannte Ballermannisierung der Veranstaltung wurde nicht zuletzt wegen der besonderen Begebenheiten im Nationalpark Wattenmeer zu einem Problem für St. Peter Ording und dürfte der entscheidende Grund für den Umzug auf die Insel gewesen sein. Auch wenn da noch die Sache mit der Springtide angeführt wird. Es kam schon mal vor, dass die Nordsee über den Strand schwappte und die Camps der Sportler und der Veranstalter überspülte.

Den Party-Charakter dürfe der Weltcup aber unter keinen Umständen einbüßen, sagt Matthias Neumann von der Agentur ACT Agency, die die Rechte am Weltcup hält. „Die Party abends gehört einfach zu dem Event dazu. Wir dürfen die Authentizität nicht verlieren.“

Auf Fehmarn begreifen sie die erfolgreiche Bewerbung um den Weltcup „als großes Glück“, wie Oliver Behncke, Direktor des Tourismus-Service, es nennt. „Fehmarn bekommt dadurch eine große Aufmerksamkeit, auch international.“ Es sei zwar mit mehr Lärm zu rechnen. „Man muss aber auch sehen, dass es für die Gastronomie eine große Chance ist. Die Besucher lassen alle Geld auf der Insel. Auch der Supermarkt profitiert davon“, sagt Behncke, der mit bis zu 120.000 Kitesurf-Weltcup-Besuchern rechnet. Ein Plus der Insel ist, dass es weniger rigorose Schutzzonen gibt als im Nationalpark Wattenmeer.GÖR