Edith Ruß: Ein Testament für Experimente

Ermöglicht durch ein großzügiges Testament der Lehrerin Edith Ruß hat Oldenburg seit fünf Jahren ein Haus, das sich ambitioniert dem Experimentierfeld der Medienkunst widmet. Themen sind Digitale Ästhetik, Funktionszusammenhänge der Massenmedien und Brechung und Neusortierung künstlerischer Traditionen durch Einsatz neuer Technologien. Der Zuschauerzuspruch zu diesem Programm, das regelmäßig international erfolgreiche Künstler an die Hunte holt, blieb im vergangenen Jahr mit 4.000 BesucherInnen allerdings ausbaubar. Ende September hat Sabine Himmelsbach die Leitung des Ruß-Hauses übernommen: Die Kunsthistorikerin, zuvor sechs Jahre als Ausstellungsleiterin am Karlsruher Zentrum für Kunst- und Medientechnologie (ZKM) aktiv, möchte das Haus intensiver medienkunstpädagogisch profilieren und stärker als Produktionsort etablieren. Das dazugehörige Instrument: Die drei pro Jahr vergebenen Künstlerstipendien, deren vorübergehende Finanzierung durch Niedersachsenstiftung und Nordmedia Fonds GmbH allerdings dieses Jahr ausläuft. Für die sonstige Arbeit stehen dem Haus jährlich etwa 100.000 Euro zur Verfügung, von denen unter anderem zwei wissenschaftliche sowie zwei halbe Technikerstellen bezahlt werden. Die Breitz-Ausstellung wurde durch Sponsoring der Bremer Landesbank möglich. Ein weiteres Vorhaben von Himmelsbach: die lokale Einbindung des Medienkunsthauses verstärken. Zwar ist der Oldenburger Medienkunst-Studiengang vor einem Jahr mangels Nachfrage wieder eingestellt worden, die Zusammenarbeit mit der Carl v. Ossietzky-Universität und der Fachhochschule soll ausgebaut werden. Konkret wünscht sich Himmelsbach ein „Schaufenster in der Innenstadt“ oder gar einen Screen-Mast. Himmelsbach: „Ich will die Transparenz nach außen.“ HB