Kurzkritik Angesäuselter Hummerflug

Sogar Radio Bremen war am Dienstag im Tower, um zu fragen, ob man wegen der Schauspielerin oder der Musik – anzusiedeln zwischen Bob Dylan und Velvet Underground – gekommen sei. Aber wahrscheinlich waren die meisten wegen der singenden Schauspielerin gekommen.

Übermäßig voll war es nicht. Und eine Sensation gab es auch nicht zu erleben. Lediglich das charmante Konzert einer angetüterten 25-Jährigen, die einen ihrer reizvoll schlichten Songs auch mal mittendrin abbrach, weil er ihr zu langsam war – um ihn dann nochmal genau so zu spielen.

„Es muss nicht alles hundertprozentig sein“, rief sie gegen Ende des Abends ihren Begleitern zu. Und Christopher „Krite“ Uhe, Doyen des deutschen Indie-Rock, mit Speedniggs und Sharon Stoned einst zu maßvollem Ruhm gelangt, sagte ironisch: „Das hatte ich ganz vergessen.“ Der Mann war augenscheinlich der ruhende Pol, der mit Kippe im Mund die manchmal ob der Hummerschen Planlosigkeit ratlos wirkende Band mit Einsätzen versorgte.

Und sich auch davon nicht erschüttern ließ, dass sich Hummer kichernd über Bremen freute, über die vielen Schilder, auf denen Monet steht. Mit „Hooligans On E“ (Libertines) und „Harvest“ (Neil Young) machte sie Hippness-Punkte, erwies in ihren Texten J. Mascis (Dinosaur jr.) und Antony & The Johnsons Reverenz und stellte sich somit als das nachlässig coole Indie-Girl vor, das wir seit Juliana Hatfield beinahe für ausgestorben gehalten hatten.

Andreas Schnell