Der Lobbyist der Woche
:

Der
Kohlekiller

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Das war perfektes Timing: Pünktlich zur Klimakonferenz in Paris inszenierte Allianz-Chef Oliver Bäte (Foto) das Märchenspiel vom ach so umweltfreundlichen Versicherungskonzern: Die Allianz will künftig nicht mehr in Kohle investieren – jedenfalls kein Geld mehr in Unternehmen stecken, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes mit dem Klimakiller machen. Das ist eine ökonomische Entscheidung, keine ökologische. Und dass mit Kohlekraft nicht mehr viel Geld zu machen ist, haben auch schon andere Versicherer gemerkt. Doch keiner hat es so gut wie der Allianz-Boss verstanden, diese Entscheidung PR-mäßig auszuschlachten. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt für viele wohlwollende Schlagzeilen als den späten November, weil gerade dann viele Menschen über den Wechsel der Autoversicherung oder den Abschluss einer Altersvorsorge nachdenken.

Der gelernte Bankkaufmann wuchs bei McKinsey zum Lobbyisten in eigener Sache heran. 2008 wechselte er aus der Mietmanagerbranche direkt in den Vorstand der Allianz. Seine hemdsärmeligen Manieren hat er in der feinen Münchener Königinstraße gezähmt – Voraussetzung dafür, dass er im vergangenen Mai zum Vorstandschef von Europas größtem Versicherer aufsteigen konnte.

Der Kohleausstieg ist nur ein Teil von Bätes strategischer Neuausrichtung. Er will den Gewinn des Konzerns kräftig steigern, um noch mehr an Aktionäre ausschütten zu können. Dazu braucht er Millionen neuer Kunden – das neue Ökoimage dürfte dabei helfen. Allerdings will Bäte auch kräftig sparen. Das ist nicht nur für die Mitarbeiter alarmierend, denn in der Regel geht das auf deren Kosten. Auch für Kunden ist es unschön, denn der Service wird davon nicht besser. Und die Rendite für die Altersvorsorge auch nicht. Anja Krüger