Neu im Kino

In Spielbergs „neuester Geschichtsdoppelstunde“ spielt Tugend-Gesicht Tom Hanks den ambitionierten Anwalt James Donovan Foto: Fox Deutschland

1957 war ein Höhepunkt des Kalten Kriegs. In dieser Zeit spielt der neue Spionagethriller „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ von Steven Spielberg. Darin spielt Tom Hanks in der Hauptrolle den Anwalt James Donovan, der in Ostberlin mit den Sowjets über die Freilassung eines in der UdSSR gefangen genommenen US-Piloten verhandeln soll. Wie bei anderen Spielberg-Filmen der 2000er Jahre besteht auch bei diesem ein Teil des Vergnügens darin, sich der Manipulationsmaschinerie des Films anzuvertrauen, zu fühlen, wie der Film auf der emotionalen Klaviatur spielt, und zugleich zu bewundern, wie gekonnt das geschieht. Die Befremdlichkeit einiger Bilder aus Ostberlin besteht genau darin, dass sie einen aus diesem Zustand herausreißt. Einmal mehr nutzt Spielberg Tom Hanks als Projektionsfläche amerikanischer Tugenden. Deren Vorzüge mögen nicht immer auf der Hand liegen, zahlen sich jedoch bisweilen mittelfristig aus. „Bridge of Spies“ beweist einmal mehr, dass das Spielberg’sche Spiel auf der emotionalen Klaviatur kein Selbstzweck ist, sondern den harmonischen Rahmen für den Widerhall der Gegenwart darstellt.