der wochenendkrimi
: Tragisches Personal

„Tatort: Freischwimmer“, So., 20.15 Uhr, ARD

Freibäder und Fußballstadien. Das sind die Orte, an denen der „Tatort“ des MDR gelegentlich tragisches Personal findet – Ex-Spitzensportler, die sich als Platzwarte oder Putzkräfte verdingen. In der aktuellen Episode treffen Kain und Ehrlicher auf einen Schwimmer, der 1988 noch bei den Olympischen Spielen in Seoul dabei war, sich nun mit dem Schrubben der Duschen über die Runden bringt und von der eigenen Wellness-Oase träumt. Er ist einer der vielen Verdächtigen in einem absonderlichen Mordfall. Ein junger Mann mit Down-Syndrom wurde ertränkt – und das im vollen Freibad. Der Tote sollte in einem Prozess gegen Hooligans aussagen; seine Mutter (Julia Jäger), eine Stadträtin, die Kampagnen für Zivilcourage leitet, ist davon überzeugt, dass ihr Sohn Opfer der Brutalos geworden ist. Rechtsradikalismus, DDR-Traumata, Lokalpolitik – so interessant jedes einzelne Thema erscheint, zusammengenommen ergeben sie in „Freischwimmer“ (Regie: Helmut Metzger, Buch: Mario Giordano und Andreas Schlüter) weder ein stimmiges Gesellschaftspanorama noch ein raffiniertes Täterrätsel. Der MDR-„Tatort“: so bräsig, als hätte man sich ihn an einem heißen Tag im Freibad ausgedacht.

CHRISTIAN BUSS