Arbeitszeitgesetz wird ignoriert

Der von Ihnen zitierte Arbeitsmarktökonom Hannes Spengler sagt, dass ärztliche BerufsanfängerInnen monatlich etwa 450 bis 500 Euro mehr verdienen als ein junger Gymnasiallehrer. Dieser Mehrverdienst kommt einzig und alleine durch die vier bis fünf Nachtdienste zustande, die ein Arzt im Schnitt pro Monat leisten muss. Das sind pro Woche alleine 16 Stunden Mehrarbeit. In dieser Mehrarbeitszeit spielt der Gymnasiallehrer mit seinen Kindern, geht ins Theater oder liegt in seinem eigenen Bett.

Ein großes Problem bei der Berechnung der Arbeitszeiten für Ärzte ist auch, dass es zwar seit Anfang 2004 ein EU-weit verbindliches Arbeitszeitgesetz gibt, sich aber viele Kliniken in Deutschland bis heute nicht daran halten. So bezweifele ich auch die Aussage des Statistischen Bundesamts, dass die wöchentliche Arbeitszeit der Ärzte 46,3 Stunden beträgt, da viele Klinikärzte ihre Überstunden gar nicht alle aufschreiben, da sie in vielen Kliniken weder in vollem Umfang in Freizeitausgleich umgewandelt noch in Geld ausbezahlt werden.

ANJA MUCK, Minden

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