LESERINNENBRIEFE
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Eine große Glaubwürdigkeitslücke

■ betr.: „Frauen gegen Minarette“, taz vom 2. 12. 09

Andreas Zumach zitiert die von mir sehr geschätzten PolitologInnen Regula Stämpfli und Michael Hermann im Artikel mit ihrer Überzeugung, linke Feministinnen hätten bei der Annahme der Initiative den Ausschlag gegeben. Ich finde diese Äußerungen sehr ärgerlich, denn das ist reine Kaffeesatzleserei. Erst in einigen Wochen wird es die VOX-Analyse eidgenössischer Abstimmungen geben, die mittels Umfragewerten zeigen wird, welche Personen mit welchen Einstellungen und Merkmalen wie gestimmt haben. Julia Onken, auf die Hermann sich bezieht, hat in ihrem Newsletter mit unqualifizierten, abwertenden und bevormundenden Argumenten Propaganda für das Verbot gemacht; in einem weitherum beachteten offenen Brief haben sich allerdings Feministinnen aus dem Interreligiösen Think Tank gegen diesen angeblichen Kampf für Frauenrechte via Minarettverbot gewendet. Vergessen wir nicht, dass es die Initianten der Abstimmung waren und sind, die sich konsistent politisch und propagandistisch einsetzen gegen die Ausweitung von Frauenrechten (z. B. neues Eherecht 1988), für die Abschaffung von Gleichstellungsstellen und gegen die Stärkung der rechtlichen Stellung von Ausländerinnen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind.

GESINE FUCHS, Basel, Schweiz

Wer zahlt, bestimmt

■ betr.: „Schweizer lassen nur Kirchen ins Dorf“, taz vom 30. 11. 09

Wenn die ganzen reichen Ölscheichs verlangen würden, dass ihr Geld nur in einem Moschee-ähnlichen Bankgebäude mit hohem Minarett aufbewahrt werden dürfte, wie viele hohe Minarette gäbe es dann in der scheinheiligen Schweiz? Würden die Schweizer von ihrem Almkäse und Alphorngedudel leben können? Oder brauchen sie auf jeden Fall die Schmier vom Ausland, um ihren hohen Lebensstandard zu halten?

THOMAS HOCHREIN, Marzell

Finanzkrise belastet Steuerzahler

■ betr.: „Man muss den Druck aufrechterhalten“, taz vom 1. 12. 09

Der CSU-Politiker Joachim Herrmann hat in seinem Interview zur Bleiberechtsregelung ein beeindruckendes Statement abgegeben: Wer dem Steuerzahler zur Last fällt, muss das Land verlassen. O. K. Fangen wir mit Josef Ackermann an. Seine Geschäftspolitik und die seiner Kollegen bürden dem Steuerzahler mit der Finanzkrise so viele Milliarden auf, dass davon alle Flüchtlinge und Armen dieser Republik eine sichere wirtschaftliche Zukunft für die nächsten Jahrzehnte hätten. DIETER SCHÖNROCK, Hamburg

Unhaltbare Zustände

■ betr.: „Deutsches Schwein erkrankt an Schweinegrippe“,taz vom 4. 12. 09

Durch Schweinefleisch kann man sich nicht anstecken? Dies sagt zumindest der Bauernverband – er wird es wissen, schließlich vertritt er vor allem die Großen im Agrobusiness – und das sind zumeist Massentierhalter. Lange hat es gedauert, bis überhaupt H1N1 bei Schweinen festgestellt wurde, was aber nicht an mangelnden Grippeviren bei Schweinen (lt. FLI ca. 92 %) gelegen haben kann. Es wird nur schlicht zumeist auf Virentests verzichtet und ein Amtstierarzt bestätigte mir, dass Mastschweinebestände nur etwa alle 10 Jahre (!) einmal kontrolliert würden!

ELISABETH PETRAS, Politischer Arbeitskreis für Tierrechte in Europa e. V.