Weiterer Jobabbau an deutschen Standorten

Bei Continental, BP, Samsung, Stiebel Eltron und Stora Enso wächst die Sorge um die Arbeitsplätze

„Wir brauchen 13 Prozent Rendite,sonst droht uns die Schließung“

BERLIN taz ■ Gleich vier Unternehmen haben gestern Stellenstreichungen in Deutschland angekündigt oder in Aussicht gestellt. So prüft der Reifenhersteller Continental die Schließung der Pkw-Reifen-Produktion in Hannover. Betroffen wären 400 Arbeitsplätze. Der Ölkonzern BP will europaweit 2.500 Stellen streichen, wovon auch Deutschland betroffen sei, erklärte BP. Genaue Zahlen wurden aber nicht genannt. Stiebel Eltron will sein Berliner Werk mit knapp hundert Arbeitsplätzen schließen, ebenso viele Stellen fallen im Werk des schwedisch-finnnischen Papierkonzerns Stora Enso in Uetersen (Kreis Pinneberg) weg. Und vor der Samsung-Zentrale in Schwalbach demonstrierten die Beschäftigten des Bildröhrenwerkes in Berlin-Oberschöneweide gegen die geplante Schließung ihrer Fabrik, die 750 Arbeitplätze kosten würde.

Die deutsche Geschäftsführung von Samsung hat ein vom Betriebsrat vorgelegtes Alternativkonzept zur Fortführung der Produktion als „wirtschaftlich nicht umsetzbar“ bezeichnet. Der Vorschlag basiere auf falschen Marktdaten. Der Konzern hält weiter an der Schließung zum Jahresende fest und begründet das mit Absatzrückgang und Preisverfall bei Bildröhren.

Auch der Markt für Pkw-Reifen habe sich nicht so positiv wie erwartet entwickelt, sagte ein Sprecher der Continental AG gestern. Deshalb prüfe die Unternehmensführung, „ob und wie es am Standort Hannover weitergeht“. Eine Entscheidung gebe es noch nicht. Mit jährlich 1,3 bis 1,5 Millionen Pkw-Reifen ist Hannover das Werk mit der geringsten Kapazität. In Aachen und Korbach werden pro Jahr jeweils mehr als 8 Millionen Pkw-Reifen produziert, im rumänischen Timișoara sogar mehr als 10 Millionen. Erst vor einem halben Jahr wurde in Hannover die Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden ohne Lohnausgleich erhöht, um die Wettbewerbsposition zu verbessern.

Um die Renditeerwarteungen der internationalen Geschäftsführung zu erfüllen, muss die Stora-Enso-Papierfabrik in Uetersen mit noch 560 Arbeitsplätzen 10 Millionen Euro jährlich einsparen. „Wir brauchen 13 Prozent Rendite auf das eingesetzte Kapital, sonst droht Ende nächsten Jahres die Schließung oder der Verkauf“, sagte Geschäaftsführer Joachim Grünewald. Stora Enso will weltweit 2.000 seiner 45.000 Stellen streichen. In Deutschland soll zudem das Werk in Wolfsheck verkauft werden, ein weiteres steht zur Disposition. STEPHAN KOSCH