EZB um Preise besorgt

Die Geldmenge wächst, weil Unternehmen mehr Kredite nachfragen. Wirtschaftsinstitute: Keine Inflationsgefahr

BERLIN (taz) ■ Die Europäische Zentralbank (EZB) sorgt sich wegen der Inflationsrate in der Eurozone. Mittelfristig könnte sie deshalb die Zinsen erhöhen. Grund für die Furcht der EZB ist das jüngste Wachstum der Geldmenge, das die EZB gestern in Frankfurt bekannt gab. Die Geldmenge „M3“ nahm im September bereinigt um 8,5 Prozent zu. Sie umfasst die gesamte im Umlauf befindliche Geldmenge, einschließlich Bargeld, Spar- und Termineinlagen. Für wünschenswert hält die EZB eine Quote von 4,5 Prozent, die allerdings schon seit vier Jahren nicht erreicht wurde. Gustav Horn, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung in Düsseldorf, warnte gegenüber der taz vor einer Dramatisierung: „Die Zahlen sind in keinem Fall Besorgnis erregend. Die Geldmenge M3 ist ein langfristiger Indikator. Der Zusammenhang zwischen ihr und der Inflationsrate ist sehr gering.“

Das Geldmengenwachstum lässt sich nur indirekt von der EZB beeinflussen, es hängt maßgeblich von der Kreditvergabepraxis der Banken ab. Je mehr Kredite diese vergeben, desto schneller wächst die Geldmenge.

Sorgen bereiten der EZB vor allem die hohen Energiepreise. Sie fürchtet deshalb Lohnerhöhungen, die die Preise antreiben könnten. Für Deutschland kann dies kaum gelten: Hierzulande sind die Reallöhne schon seit vier Jahren gefallen. Auch die sechs führenden deutschen Wirtschaftsinstitute gehen in ihrem neuen Herbstgutachten davon aus, dass der hohe Ölpreis die Inflation nicht beschleunigen wird. Sie rechnen mit einem Rückgang der Ölnachfrage. Gustav Horn ergänzte gegenüber der taz: „Die Zinsen sollten keinesfalls steigen, denn die Unternehmensauslastung und die Kerninflation Europas sind niedrig.“ TARIK AHMIA