Hochschul-Präsidium abgesägt

ABSETZUNG Das gab es noch nie in Niedersachsen: Nach langem internem Ärger wählte der Senat der Hochschule Hannover das Präsidium mit Rosemarie Kerkow-Weil an der Spitze ab

Der Senat der früheren Fachhochschule stimmte mehrheitlich für die Absetzung

Es ist ein einmaliger Vorgang in der niedersächsischen Unilandschaft: Die Führung der Hochschule Hannover mit Präsidentin Rosemarie Kerkow-Weil an der Spitze ist am Freitag vom eigenen Haus abgewählt worden. Der Senat der früheren Fachhochschule stimmte mehrheitlich für die Absetzung des vierköpfigen Präsidiums, teilte die Hochschule mit. „Das Ergebnis ist für das Präsidium unerfreulich“, hieß es in einer Mitteilung des Führungsgremiums. Die Abwahl sei inhaltlich nicht begründet und für die Hochschule eine Katastrophe.

Hintergrund ist seit Monaten schwelender Ärger von Dozenten und Professoren über die Amtsführung des Präsidiums. Bei dem Streit geht es auch um die Bezahlung der Mitarbeiter. Die Hochschule hat ihren Sitz unter anderem auf dem Gelände der früheren Weltausstellung Expo 2000. Dort studieren rund 8.000 junge Menschen.

Das Hochschul-Präsidium ist erst seit rund einem Jahr im Amt. Präsidentin Kerkow-Weil ist Professorin für Pflegewissenschaft und die Frau von Stephan Weil, der an der Spitze der SPD neuer Ministerpräsident in Niedersachsen werden will. Nun ist als nächstes der Hochschulrat am Zug, ein externes Gremium. Der Rat muss der Abwahl zustimmen. Ein Sprecher des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums in Hannover sagte, das Ministerium dürfe die Vorgänge an der Hochschule weder bewerten noch dürfe es sich einmischen. Zu den Details der Abstimmungen war am Freitag nichts zu erfahren, das Votum erfolgte nicht öffentlich.

Kritiker des Führungsteams betonen, dass es den Lehrenden in dem Konflikt nicht in erster Linie um die Leistungszulagen bei ihrer Besoldung geht. Vielmehr habe das Präsidium einen autokratischen Führungsstil gehabt, sei häufig rüde mit dem Personal umgegangen und habe unverständliche Entscheidungen getroffen. Abmahnungen, Krankenstand und Fluktuation hätten eine deutliche Sprache gesprochen.  (dpa)