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POLITIK

PolitikJörg Sundermeiersichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

In der Baiz (Schönhauser Allee 26a, 20 Uhr) wird am Donnerstag Kiezgeschichtschreibung betrieben: Der beliebte Radiojournalist Knut Elstermann wird sein Buch „Meine Winsstraße“ vorstellen, eine Recherche über die Straße, in der er aufgewachsen ist. Elstermann geht in die Läden und zu den Leuten, begegnet etwa der bekannten Fotografin Helga Paris, die zu den ersten Künstlern gehörte, die in diese Gegend zogen, aber auch „Trödel-Christian“ oder verdrängten Kneipenbetreiberinnen. So zeigt er am Beispiel der Winsstraße, dass sich der Kiez mit seinen sozialen und baulichen Veränderungen als typisch für die Entwicklung im gesamten Prenzlauer Berg erweist.

Am Sonnabend begint am S-Bahnhof Marzahn (15 Uhr) die alljährliche „Silvio Meier-Demo“, in der nicht nur an den am 21. November 1992 von Nazis ermordeten Hausbesetzer und Antifaschisten erinnert wird, sondern auch eine politische Verpflichtung aus dem Tod des Aktivisten abgeleitet wird: Nach dem Motto „Dahin gehen, wo es brennt“ wird darum in Marzahn demonstriert, wo sich zusehends neue nazistische Strukturen herausbilden. Diesen soll wacker entgegengetreten werden.

Am Sonntagnachmittag gibt es im Deutschen Theater (Schumannstraße 13, 17 Uhr) eine Lesung von Joanna Bator (Polen), F.C. Delius (Deutschland), Drago Jančar (Slowenien), Herta Müller (Rumänien) und Bahman Nirumand (Iran), also bekannten und sogar Nobelpreis-geehrten Schriftsteller_innen. Das würde hier allerdings nicht erwähnt, gingen nicht restlos alle Einnahmen ohne jegliche Abzüge an die Berliner Flüchtlingshilfe, die nicht darauf achtet, wo jemand herkommt und also vielleicht ein angeblich „schlechter“ Flüchtling ist, sondern ausnahmslos allen hilft. Eine sehr gute Sache ist das.

Am Dienstag schließlich wird im Haus der Jugend (Seelenbinderstraße 54, 18 Uhr) über die „neue Friedensbewegung“ und ihre vielfältigen Verbindungen in die Neue Rechte referiert. Uwe Hiksch von den Berliner Naturfreunden spricht über diverse Querfrontunternehmungen, die in den vergangenen Monaten gestartet wurden, in denen es anscheinend nur um eines geht: Wo auch immer ein Sack Reis umfällt, es sind die Juden oder die USA oder aber „Reptilienmenschen“ schuld, eventuell aber auch die Freimaurer. Dass diese „Gedanken“ inzwischen auch Leute infizieren, die man bis eben gerade noch für vernünftig gehalten hat, zeigt, wie notwendig es ist, über die Machenschaften der Neuen Linksrechten aufzuklären und die Konzepte von Volkesliebe und Nationalhuberei, die auch viele Linke verblödet, noch einmal scharf zu kritisieren.

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