Umfangreiche Verhandlungsmasse

Dass dem Bremer Theater die Insolvenz erspart bleibt, ist wahrscheinlich – aber noch bis Dienstag Gegenstand harter Auseinandersetzungen

Bremen taz ■ „Die Kuh ist nur mit einem Bein vom Eis“, so stellte der Intendant des Bremer Theaters, Klaus Pierwoß, bei der gestrigen Solidaritätsveranstaltung „Gegen den Bremer Theatertod“ fest. Damit trat er anders lautenden Presseberichten entgegen, nach denen die Insolvenz des Theaters bereits abgewendet sei. Der sichtlich angeschlagene Pierwoß, der bei der von der Akademie der Künste initiierten Veranstaltung minutenlangen Applaus erhielt, forderte langfristige finanzielle Planungssicherheit für sein Haus. In den Reden von Theatervertretern aus ganz Deutschland verwies man immer wieder auf die Unterfinanzierung des Theaters. „Bremen liegt bei den Theaterzuschüssen bundesweit auf Platz 22 und damit kurz hinter Darmstadt“, sagte Ulrich Khuon, Intendant des Hamburger Thalia Theaters. „Bremen als Stadt würde sicherlich einen anderen Gewichtsanspruch formulieren“. Rudolf Hickel von der Universität Bremen kritisierte scharf das Versagen des Aufsichtsrats. Die angedrohte Insolvenz sei „denunziatorisch“. Auch Carmen Emigholz, SPD-Kultursprecherin und Aufsichtsratsmitglied wies die Insolvenz als „Drohkulisse“ zurück.

Am Freitag hatten sich Stadt und Arbeitnehmerseite nach neun-stündiger Verhandlung auf die Gehaltszahlung für Oktober geeinigt. Eine Einigung über die Lösung der strukturellen Finanzprobleme steht hingegen noch aus. Das schriftliche Ergebnis des Tarifgesprächs hält lediglich fest: „Verhandlungen über einen Notlagentarifvertrag (sollen) aufgenommen werden.“

Die von Finanzstaatsrat Henning Lühr und Verdi-Sekretär Onno Dannenberg unterzeichnete Erklärung skizziert als weitere Verhandlungsmasse ein „dreistufiges Zukunftskonzept“, das einen „befristeten Verzicht der Arbeitnehmer/innen auf bisherige Einkommensbestandteile“ beinhalten könnte. Explizit erwähnt wird der eventuelle Verzicht aufs Weihnachtsgeld 2005 – was angesichts der Gehälter im Haus keine Vermögenden trifft: Ein Fünftel der MitarbeiterInnen verdient 1.550 Euro brutto im Monat. Als Zeitrahmen zur Umsetzung der zu beschließenden Maßnahmen wird „Mitte 2008“ genannt. Ursprünglich hatte Kultursenator Kastendiek (CDU) angekündigt, schon 2007 die finanziellen Probleme des Hauses geklärt zu haben. Am Dienstag läuft die Insolvenzmeldungspflicht aus. HB/grä