AnnaKlöpper Der Wochenendkrimi
: "Homeland" is coming home

„Die Diplomatin“ (Natalia Wörner) tritt in Manila an Foto: ARD

Karla Lorenz“, bewirbt die ARD den Auftaktfilm zur ihrer neue Krimi-Reihe am Samstagabend, „ist keine stromlinienförmige Karrierediplomatin: Sie spricht Klartext, folgt moralischen Prinzipien und handelt auf eigene Faust. Das hat sie im Auswärtigen Amt auf das Abstellgleis gebracht.“ Hm, das kommt Ihnen aber jetzt irgendwie bekannt vor, sagen Sie? Das war richtig gut, da konnten Sie kaum noch aufhören zu gucken, zum Glück mochte die Freundin die Serie auch?

Ja, auch die Macher der „Diplomatin“ haben ihr „Homeland“ gesehen: Die US-Erfolgsserie über die skrupellos moralische, zutiefst gestörte und vollkommen klare CIA-Agentin Carrie Mathison (Claire Danes).

Ist das schlimm? Nein, ist es nicht. Das Abgucken sei Regisseurin Franziska Meletzky, die gemeinsam mit Holger Joos auch für das Drehbuch verantwortlich ist, verziehen. Ihre Carrie Mathison heißt Karla Lorenz (Natalia Wörner). Wie ihre große Schwester Carrie hat sie einen Hang dazu, die Arbeit ein bisschen zu persönlich zu nehmen (eine unvernünftige Affäre mit dem Feind bei ihrem letzten Einsatz in Bahrain), Familie ist ein Hobby, das sie sich nicht leisten kann (vergeblich überreicht der Bruder die Einladungskarte für den Geburtstag der kleinen Nichte). Und wenn die Lorenz nachts schläft, hat sie Albträume. Eine zerrissene Figur, die funktioniert – egal, ob kopiert oder nicht, auch dank Wörners Spiel. Und die beiden entführten Deutschen, die Lorenz auf den Philippinen raushauen soll?

Bloß Spielbälle auf dem glatten Parkett von Politik und Diplomatie. Doch auch die vermeintlichen Opfer haben Dreck am Stecken: verbotene Waffendeals, die Bundesregierung will den Fall unter der Decke halten. Politische Ränkespiele, Kalkül, kaltherzige Karrieristen: funktioniert immer, unterhält meistens, warum nicht auch dieses Mal?

„Die Diplomatin – Entführung in Manila“; Sa., 20.15 Uhr, ARD