Im Herzen des Blauwals

AUSSTELLUNG Mit der Ausstellung „Faszination Wale – Mensch. Wal. Pazifik“ unternimmt das Überseemuseum einen Streifzug durch die Geschichte der Beziehungen zwischen Mensch und Wal

Das begehbare Modell eines Blauwal-Herzens in der Größe eines Kleinwagens, Walgesänge und Räume, die in tiefes Blau getaucht sind: In einer Sonderschau unter dem Titel „Faszination Wale – Mensch. Wal. Pazifik“ unternimmt das Überseemuseum seit Samstag einen globalen Streifzug durch die Geschichte der Beziehungen zwischen Mensch und Wal.

Die Giganten seien Quelle für Mythen und Weltanschauungen vieler Kulturen, sagte am Freitag Kuratorin Renate Noda. „Vielen Küstenbewohnern des Pazifiks erschienen die Wale als Geschenk der Götter“, erläuterte Noda, die im Übersee-Museum die Abteilung für Völkerkunde leitet.

Doch als Rohstofflieferanten und Nahrungsmittel seien sie fast bis zur Ausrottung verfolgt worden. So wird in der auf den Pazifik konzentrierten etwa 800 Quadratmeter großen Ausstellung mit etwa 450 Exponaten deutlich, dass Wale vor Entdeckung des Erdöls Hauptlieferanten für Lampenöl und Schmierstoffe waren. Aus ihren Körpern wurden außerdem industriell Schuhfette, Medikamente, Seifen, Waschmittel, Margarine, Kerzen, Kosmetika und das früher begehrte Ambra als Duftträger für teure Parfüms gewonnen. Die Hornplatten im Maul etwa der Blauwale mussten als Korsettstangen für Damen-Oberbekleidung herhalten.

Warum die Tiere aber bis heute die Menschen faszinieren, lässt sich in der Schau unter anderem am Unterkiefer eines Blauwals, an einem riesigen Pottwalskelett und dem Modell des Blauwall-Herzens, dem ein menschliches Herz gegenübergestellt wird, nachvollziehen.

Ein Bereich ist den Bremer Walfängern gewidmet, die im 19. Jahrhundert als erste Deutsche zum Walfang in die Südsee aufbrachen. Nach dem internationalen Walfangmoratorium von 1986 habe sich die Bedrohung laut Museumsdirektorin Wiebke Ahrndt durch Müll im Meer und Überfischung zwar geändert.

Aber noch immer töten Nationen wie Norwegen, Island und Japan jährlich zwischen 1.000 und 2.000 Tiere. (epd/ taz)