Der Lobbyist der Woche
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Der vergessliche Theo

Foto: dpa

Es war ein ­ereignisreicher Dienstag in der Verbandsgemeinde Diez in Rheinland-Pfalz. Zuerst durchsuchte die Staatsanwaltschaft das Privathaus von Theo Zwanziger (Foto), und kurz darauf trat der ehemalige DFB-Präsident im Hotel Wilhelm von Nassau vor gut 20 Journalisten: Er wollte noch einmal seine Sicht auf die 6,7 Millionen Euro und deren Verbleib darstellen.

Kurz: Zwanziger fand es 2005 – da war er beim WM-Organisationskomitee für die Finanzen zuständig – merkwürdig, diese Summe getarnt als Zuschuss zum Fifa-Kulturprogramm an den Weltverband zu zahlen. Zeichnete die Überweisung aber ab. Dass mit diesem Geldfluss etwas nicht stimmte, dämmerte ihm erst Jahre später. Sagt er. Heute wolle er nichts als Auf­klärung.

Doch auch die hat ja irgendwann mal ein Ende. Und so verließ Zwanziger nach seinen Ausführungen gemeinsam mit seinem Anwalt Hans-Jörg Metz das Hotel – und ließ seine Unterlagen einfach liegen. So berichteten es anwesende Journalisten. Briefe, Notizen, Kopien. Alles lag noch da. Zufall? Die Kollegen konnten der Versuchung zumindest nicht widerstehen – und von Zwanziger war bisher nicht zu vernehmen, dass er sich an deren Neugier allzu sehr gestört habe.

Dabei könnte es ihn durchaus ärgern, dass er auch das juristische Gutachten seines Anwalts liegen ließ: Das entlastet ihn laut der Welt nämlich nur von dem strafrechtlichen Vorwurf der Untreue. Allerdings ging es bei der Hausdurchsuchung um Steuerhinterziehung nach der Abgabenordnung. Der DFB hatte nämlich bei seiner ­Steuererklärung die 6,7 Millionen Euro als „abzugsfähige Betriebsausgaben“ geltend gemacht. Aber auch das könnte der Theo ja schlicht vergessen haben. Jürn Kruse