LESERINNENBRIEFE

Heizstrahler getarnt

■ betr.: „In Mitte sprießen noch Pilze“, taz vom 5. 12. 09

Bei dem Versuch, die Unsitte der Heizpilze auf dem Verordnungswege zurückzudrängen, sollte nicht übersehen werden, dass die interessierten Betriebe längst unauffällige, aber keineswegs weniger bedenkliche Alternativen entdeckt haben: viele Open-Air-Restaurants (war z. B. am Schiffbauerdamm zu besichtigen) haben auf unauffällige, als Leuchten getarnte elektrische Heizstrahler umgerüstet, die im Endeffekt sogar dreimal so viel Primärenergie verpulvern.

ALF HOMANN, Eichwalde

In der Kuschelecke der Macht

■ betr.: „Politik ist mehr als Aktivismus“, taz vom 4. 12. 09

Der Kommentar über Realos oder Fundis angesichts des Ausstieges der Initiative Mediaspree versenken aus dem Sonderausschuss, den ich heute bei euch lesen durfte, hat meine revolutionäre Geduld zum überkochen gebracht. Allein mir fehlt der Glaube, dass ihr euch noch jemals aus den Fallstricken, die ihr selbst gelegt habt, aus eigener Kraft befreien werdet. Ob brennende Autos, große Schwänze oder Kriegseinsätze. Ihr seid jedenfalls so was von angekommen in der Kuschelecke der Macht, dass es einfach wehtut.

Ja, ihr seid angekommen bei den Realos, bei den Teilerfolgen. Darum ist jedes brennende Auto eine Gefahr, jede echte Leidenschaft nicht kalkulierbar. Darum auch der Initiative Mediaspree versenken noch schnell ins Stammbuch geschrieben, dass die Tür offensteht, dass die Grünen sicher Verständnis dafür hätten, würden sie in den Ausschuss zurückkehren wollen. Das nennen wir übrigens Postneoliberalismus, man kann gar nicht so schnell gucken, wie ein Protest umarmt wird und vereinnahmt, aber bitte mit demokratischen Spielregeln. Nun hat das BürgerInnenbegehren Mediaspree versenken schon nur ein kleines Ziel gefordert, 50 Meter Uferstreifen für alle, das ist doch nicht zu viel verlangt. Aber selbst der wird aufgeweicht und klein gehackt.

Besser wäre es wohl gewesen, die landeseigenen Grundstücke zu besetzen und die taz gleich mit. Na, das können wir ja nach Kopenhagen noch machen. CHARLOTTE BAUMERT, Berlin

Gesetze von gestern

■ betr.: „Politik ist mehr als Aktivismus“

Die Entscheidung der „Mediaspree versenken“-Aktivisten, diesem Spiel ein Ende zu setzen, kann ich nur unterstützen. Überall, wo Bürger sich beteiligen, ob am Gleisdreieck nach 20 Jahren, oder am Landwehrkanal nach zwei Jahren, steht der Bürger vor den praktisch unüberwindbaren Gesetzen von gestern. Jahrzehntelange Fehlentwicklung der Bürokratie und die Gewöhnung der Politik daran verhindern zukunftsfähige Lösungen. Das, was von den Grünen im Bezirk K/F publizistisch als „Erfolg“ verwurstet wird, ist die Bankrotterklärung der grünen Politik als Alternative. Auf der Senatsebene ist das nicht anders, mit der verbohrten Haltung der Senatorin für Stadtfehlentwicklung ist auch für die SPD kein Blumentopf zu gewinnen. Keiner der etablierten Politikfunktionäre ist offenbar in der Lage, oder gewillt, eine neue Stadtpolitik mit den Bürgern gemeinsam zu entwickeln. Gesetze und Verwaltungsvorschriften, die sich als falsch und nicht mehr zeitgemäß herausstellen, müssen schleunigst verändert werden. ARNO PAULUS, Berlin

Gelder für Bus, Tram und Fahrrad

■ betr.: „Die Koalition bremst die Autobahn 100“, taz vom 24. 11. 09

Frau Junge-Reyer ist als Verkehrsministerin der Meinung, die Lärm- und Umweltbelastungen würden durch die Autobahn vermindert. Sie sollte eigentlich die größeren Gefahren für Mensch und Umwelt kennen, die sich aus einer erhöhten Fahrgeschwindigkeit auf Autobahnen ergeben. Der Kohlenmonoxidausstoß eines Pkws steigt beim Geschwindigkeitsanstieg von 65 auf 160 km/h um das Siebenfache auf 20 g/km!

Wenn Frau Junge-Reyer von der SPD einmal neben einer Autobahn in Berlin gewohnt hätte, dann wüsste sie über die zusätzliche Lärmbelästigung Bescheid, die durch die höheren Geschwindigkeiten der Pkws entstehen. Dass sie die hoffentlich zu sparenden Gelder in Tram, Busse und Fahrräder steckt, das wünscht sich

G. MAJA LOCHMANN, Berlin