LeserInnenbriefe
:

taz.die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin

briefe@taz.de | www.taz.de/Zeitung

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Es ist viel Geld da

betr.: „Ein Fest zum Gruseln“, taz vom 30. 10. 15

Danke, Jost Maurin, für die Klarstellung, dass der Halloween-Hype nichts anderes ist als der Erfolg einer langjährigen industriellen Lobbykampagne. Indirekt auch Dank an Dirk Knipphals, der ebenfalls klarstellt, dass es bei Halloween wirklich nur um eines geht: Konsum („Im Zeichen des großen Kürbisses“, taz vom 31. 10. 15). Dass er diesen aber als Wert an sich propagiert, der zudem eine multikulturelle Welt verbinden soll, ja ihn zum kleinsten gemeinsamen Nenner und sinnstiftenden multikulturellen Wert für Kinder hochschreibt – bravo: Damit ist die Kernbotschaft der Durchkommerzialisierung aller Lebensbereiche und -alter auch bei den Linksalternativen angekommen! Jeder Tropfen höhlt den Stein.

Feste dienen immer dazu, sich gewisser Werte, Ziele, Sinnstiftungen, kultureller Errungenschaften zu vergewissern, seien sie nun religiöser oder säkularer Art. Wir Menschen brauchen sie, um uns immer wieder zu vergewissern, wer wir sind und was wir wollen im Leben. Ein Mensch im Kindesalter muss erst einmal lernen und erfahren, wer er ist, muss sich seiner kulturellen Werte erst bewusst werden, erst dann kann er sich vom „eigenen kulturellen Hintergrund ein wenig entfernen“, wie Knipphals schreibt, um auf andere zuzugehen. Erst wenn ich weiß, was mich ausmacht, kann ich mich auch von mir distanzieren.

Mein Eindruck: Es ist viel Geld da, viel Freizeit, viel Langeweile und immer weniger Sinnstiftung, sprich Identifizierung mit sinnstiftenden und gemeinschaftlichen Ideen.

In den Fußgängerzonen von Großstädten jagt ein Konsum-„Fest“ das andere, mittlerweile werden in jeder Region Oktoberfeste gefeiert. Und dazu passend nun Halloween für die Kleinsten: damit diese schon früh lernen, worauf es im Leben ankommt: Kaufen und Konsumieren. Da brauche ich keine Maske, da kommt mir schon so das Gruseln. RALF JÖRG RABER, Essen

Honorieren statt strafen

betr.: „Deutsch statt Geld“, taz vom 3. 11. 15

Dass Asylbewerbern das Taschengeld gekürzt werden soll, wenn sie Deutschkurse besuchen, entbehrt mal wieder jeglicher Logik. Zu einem Leben in Deutschland und zur Integration in diese Gesellschaft ist der Spracherwerb eine grundlegende Voraussetzung. Geld kann man für unnötigen Luxus streichen, aber doch nicht für die Teilnahme an Sprachkursen.

Jeder Flüchtende, der hier ankommt, hatte doch vor seiner Ankunft gar keine Möglichkeit, Kenntnisse in der deutschen Sprache zu erwerben. Die Politik sollte den Besuch von Deutschkursen deshalb honorieren und nicht bestrafen.

MICHAELA DIEROLF, Wimsheim

Ein Nebenschauplatz

betr.: „Die Freiheit der Raucher“, taz vom 29. 10. 15

Generelles Rauchverbot im Auto: Ja! Rauchverbot überhaupt: Ja!! Am besten den Besitz und den Genuss von Tabakprodukten verbieten. Schließlich sind die gesundheitlichen Auswirkungen von Rauchen und Passivrauchen hinlänglich bekannt.

Davon abgesehen, ist das Rauchverbot im Auto doch nur ein Nebenschauplatz, denn wie lange halten sich Kinder dort auf. Und zu Hause wären sie weiterhin dem Zigarettenrauch ihrer Eltern ausgesetzt. Völlig unter den Tisch fällt bei diesem Thema eine viel größere Gefahr für mitfahrende Kinder: Das Auto selbst. Nach einer Meldung des ADAC verunglückten im Jahr 2014 insgesamt 10.765 Kinder unter 15 Jahren als Mitfahrer in einem Pkw, davon über 70 tödlich.

Konsequenz: Das Mitfahren von Kindern im Auto müsste verboten werden. JENS TAMCKE, Rosengarten