Das Talent aus Deutschland

Einen neuen Ivorer mit Schweizer Pass (Johan Djourou) und einen Brasilianer (Franca) haben sie schon, einen Polen (Pawel Wszolek) soll es für Hannover 96 noch dazu geben. Auch Andre Hoffmann, der aus Essen stammt und vom MSV Duisburg kommt, spielt ab sofort in der ersten Fußball-Bundesliga mit. „Ich gehe davon aus, dass ich hier kontinuierlich aufgebaut werde“, sagt der 19-Jährige und hofft auf seine Chance bei Hannover 96.

Die Niedersachsen brauchen dringend Verstärkungen, um die Flut der Gegentore einzudämmen. Und der Klub leitet nach zwei erfolgreichen Jahren einen Umbruch ein. Alte Spielfiguren werden gegen neue ausgetauscht. Hoffmann ist gelernter Innenverteidiger, könnte aber auch jene Rolle vor der Abwehr einnehmen, die dem 32 Jahre alten Portugiesen Sergio da Silva Pinto nicht mehr lange zugetraut wird.

Sein Arbeitsvertrag wird in Hannover in der Schublade mit dem Reiter „Perspektivspieler“ aufbewahrt. So werden junge deutsche Profis bezeichnet, von denen noch nicht abzusehen ist, ob sie sich in der mit Berufskickern aus aller Welt gespickten Bundesliga durchsetzen. Dem Zweitligisten MSV Duisburg, der ein großes Talent verloren hat, sind die Tränen des Verlustes mit der Ablösesumme von 800.000 Euro versüßt worden. Bei Hannover 96 wird Sportdirektor Jörg Schmadtke dafür bezahlt, vermeintliche Perlen des Profifußballs zu verpflichten.

Am Feilschen um Hoffmann waren zuletzt zahlreiche Profiklubs beteiligt. Zehn Jahre lang ist er beim MSV Duisburg darauf vorbereitet worden, sich im bezahlten Sport durchzusetzen. Seine Einsätze in den Junioren-Auswahlteams des Deutschen Fußball-Bundes lassen darauf schließen, dass er auf lange Sicht für die 2. Bundesliga überqualifiziert wäre.

Dass sich Hoffmann jetzt bei einem Verein wie Hannover 96 versucht, ist eine kluge Entscheidung. Angesichts der Vielzahl von Pflichtspielen in Liga 1 und Europa League hat er gute Chancen, nicht nur auf der Ersatzbank zu sitzen. Und die Niedersachsen sind eigentlich kein Klub, der sich im Rahmen eines gnadenlosen Verdrängungswettbewerbes ständig neues Personal anschafft.

Hoffmann glaubt, vom familiären Umfeld in Duisburg in ein ruhiges Umfeld in Hannover gewechselt zu sein. Bis zum Sommer 2016, so lange hat er sich an den neuen Arbeitgeber gebunden, bleibt ihm theoretisch Zeit, sich durchzusetzen – trotz der Ivorer, Brasilianer oder Polen, die seine Rivalen sind: Seiner Familie in Essen hat Hoffmann voller Zuversicht mitgeteilt, dass sie sich mit der Pendelei nach Hannover auf lange Sicht anfreunden soll.  CHRISTIAN OTTO