Die weiße Weste

Die Spieler von Werder Bremen mussten in den vergangenen Jahren ihre Brust auffällig oft für Unternehmen und Produkte hergeben, die nicht den allerbesten Ruf bei Verbraucher- , Umwelt -und Anlegerschützern genießen. Die Billgtextilien-Kette Kik, die in die Finanzkrise verstrickte Citibank und der Hähnchenmäster Wiesenhof nutzten und nutzen das Image Werders als sozialverträgliche Organisation, um mit der Trikotwerbung die eigene Weste etwas weißer erscheinen zu lassen. So etwas weckt Begehrlichkeiten.

Das Problem: Mittlerweile gibt es ein erschreckendes Missverhältnis zwischen verfügbarer Trikotfläche und unterstützungsbedürftigen Problemfällen. Doch jetzt deutet sich eine Lösung an: Es wird eine B-Kollektion entwickelt, die lediglich an die Fans vertrieben wird.

Diese können im Zuge dieser Diversifikation nicht mehr nur zwischen Heim- und Auswärtstrikot wählen, zwischen den Rückennummern von Aaron Hunt und Clemens Fritz, sondern auch zwischen dem Flughafen Berlin-Brandenburg (BER), der Deutschen Bahn und Per Steinbrück. Auf diesem Wege könnte man dann auch wieder mit alten Weggefährten wie dem gescheiterten Reeder und Mäzen Nils Stolberg ins Geschäft kommen oder lokale Problemzonen entschärfen wie das Bremer Zentralkrankenhaus.

Denkbar wären auch Säuberungsaktionen für andere Sportarten: „Radsport ist gesund“, „Formel 1 ist Öko“ und „Schießen ist Sport“ könnte auf den Werder-Shirts stehen. Erste Anfragen sollen die Vereinsführung bereits aus den Vereinigten Staaten erreicht haben, etwa von der Wall Street und der National Rifle Association (NRA). „Wir konzentrieren uns aber erst einmal auf den europäischen Markt“, heißt es dazu aus der Werder-Geschäftsstelle. Und da gibt es ja wirklich noch genug ins rechte Licht zu rücken.  RALF LORENZEN